Kyrill I. ruft an Ostern zu Gebeten für russische Armee auf
In der orthodoxen Osternacht von Samstag auf Sonntag hat sich der Moskauer Patriarch Kyrill I. erneut zum russischen Krieg gegen die Ukraine geäußert. Er rief in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau zu Gebeten für die Regierung, die Armee und alle auf, die "ihr Leben bei der Verteidigung des Vaterlandes verlieren". Gott solle Russlands Grenzen beschützen. Denn das Land macht nach den Worten des russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupts "schwierige, vielleicht schicksalhafte Prüfungen" durch.
Auch Kreml-Chef Wladimir Putin besuchte wie üblich die Ostermesse in der Kathedrale, die Kyrill I. zelebrierte. Der Präsident stand mit großem Abstand zu den Gläubigen neben Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin und bekreuzigte sich mehrmals. In der Hand hielt er eine brennende rote Kerze. Am Ende des Gottesdienstes tauschten Putin und Kyrill I. laut russischen Staatsagenturen Ostergeschenke aus. Auch der Papstbotschafter in Russland, Erzbischof Giovanni d'Aniello, und Moskaus katholischer Erzbischof Paolo Pezzi nahmen nach Angaben der russisch-orthodoxen Kirche an der Messe teil.
Nächtliche Ausgangssperre in Ukraine
Der Moskauer Patriarch sprach sich in seiner Predigt für ein Ende des russisch-ukrainischen Krieges aus. "Möge der Herr diesen mörderischen Krieg beenden", so Kyrill I. Einen Waffenstillstand forderte er jetzt aber im Gegensatz zu Januar 2023 nicht. Damals hatte er zum orthodoxen Weihnachtsfest beide Konfliktparteien zu einer 36-stündigen Feuerpause aufgerufen, damit die Menschen an den Gottesdiensten teilnehmen könnten.
In der Ukraine galt auch an Ostern eine nächtliche Ausgangssperre, so dass die Menschen oft erst am Sonntagmorgen Gottesdienste besuchen konnten. Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Epiphanius, gratulierte seinen Landsleuten in einer Videobotschaft zum Fest der Auferstehung Jesu. Der auferstandene Christus solle Hoffnung und Trost in die ganze Ukraine bringen und überall dort, wo die Ukrainer jetzt kämpften, Kraft spenden, "um trotz aller Schwierigkeiten und Prüfungen weiter zum großen ukrainischen Sieg voranzuschreiten".
Russland hatte im Februar 2022 einen Großangriff auf die Ukraine begonnen und besetzt mit seinen Truppen aktuell etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes. Kyrill I. behauptete in der Osternacht trotzdem, dass Russland sich nur verteidige. Der 77-Jährige ist ein wichtiger Verbündeter Putins. Predigten des Patriarchen für den russischen Einmarsch in die Ukraine sorgten international für Empörung. Einige Länder haben Sanktionen gegen ihn verhängt. (KNA)