Prüfung im Disziplinarverfahren noch nicht abgeschlossen

Dillinger-Akten-Vernichtung: Ermittlungen laufen noch immer

Veröffentlicht am 08.05.2024 um 18:24 Uhr – Lesedauer: 

Saarbrücken ‐ Die Sonderermittler im Fall Dillinger haben scharf kritisiert, dass die saarländischen Ermittlungsbehörden wesentliche Beweismittel vernichtet haben. Dort laufen (Vor-)Ermittlungen gegen die Verantwortlichen noch immer.

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Nach der Vernichtung zahlreicher Akten und Beweismittel im Fall Dillinger durch die saarländischen Ermittlungsbehörden laufen die Ermittlungen gegen die dafür Verantwortlichen noch immer. Auf die Frage nach möglichen disziplinarrechtlichen Konsequenzen für den Staatsanwalt, der die Vernichtung von Akten und Beweismitteln im Fall Dillinger angeordnet hat, sagte ein Sprecher des saarländischen Justizministeriums am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Die Prüfung im Disziplinarverfahren ist noch nicht abgeschlossen."

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken sagte der KNA zu dem Kripobeamten, der das Material vernichtete: "Die Vorermittlungen in Bezug auf den Polizeibeamten sind noch nicht abgeschlossen."

Sonderermittler entsetzt über Vernichtung der Beweismittel

Mit "großer Verärgerung" hatten die Sonderermittler im Missbrauchskomplex um den Priester Edmund Dillinger (1935–2022) am Dienstag kritisiert, dass "die saarländischen Ermittlungsbehörden" mit wesentlichen Beweismitteln verantwortungslos umgegangen seien "und sie nahezu vollständig vernichtet haben, bevor eine Einsichtnahme erfolgen konnte". Wörtlich heißt es in ihrem vorläufigen Abschlussbericht: "Als größtes Hemmnis unserer Arbeit stellte sich aber die Vernichtung der von Dillinger tagebuchartig geführten Kalender und tausender Lichtbilder durch die saarländischen Ermittlungsbehörden heraus."

Die Sonderermittler hatten bereits in ihrem zweiten Zwischenbericht im Dezember 2023 die Vernichtung insbesondere der Jahresterminkalender Dillingers aus rund vier Jahrzehnten ab 1967 verurteilt. Das sei ein "herber, in seinen Ausmaßen nicht abzuschätzender Verlust für die Aufarbeitung", kritisierten der ehemalige Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer und der frühere stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Trier, Ingo Hromada. Nach ihren Erkenntnissen hat der Priester aus dem Bistum Trier mindestens 19 Personen sexuell missbraucht. Zudem seien "sehr viele Personen" Opfer von sexuell motiviertem Verhalten Dillingers geworden, "indem sie in sexualisierten Posen fotografiert wurden, Berührungen in allen Körperregionen ausgesetzt waren oder Annäherungsversuche abwehren mussten". (KNA)