Missbrauchsskandal um Vertrauten von Präsidenten Boric

Nach Selbstanzeige: Jesuiten in Chile schließen prominenten Pater aus

Veröffentlicht am 11.05.2024 um 12:27 Uhr – Lesedauer: 

Santiago de Chile ‐ Der Jesuit Felipe Berrios zählt in Chile zu den bekanntesten Gesichtern seines Ordens. Der linksgerichtete Präsident Gabriel Boric hatte ihm zuletzt sogar eine Mitarbeit in der Regierung angeboten. Nun wurde er aus seinem Orden ausgeschlossen.

  • Teilen:

Die Jesuiten in Chile haben den prominenten Pater Felipe Berrios aus dem Orden ausgeschlossen. Wie die Zeitung "La Tecera" am Freitag (Ortszeit) berichtete, folgte die Entscheidung nach einer Untersuchung wegen "Handlungen sexueller Natur". Die Jesuiten werfen Berrios vor, im Umgang mit Minderjährigen gegen Regeln verstoßen zu haben.

"Nach einem langen kanonischen Verfahren hat der Generalobere der Gesellschaft Jesu nach Prüfung der gesammelten Informationen den Ausschluss von Felipe Berrios angeordnet", heißt es laut Bericht in einer Erklärung. Die Jesuiten untersagten Berrios darüber hinaus "die öffentliche Ausübung des Priesteramtes und jeden seelsorgerischen Kontakt mit Minderjährigen für einen Zeitraum von zehn Jahren". Laut Medienberichten geht es um Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegenüber Mädchen und jungen Frauen, die nach Bekanntwerden 2022 zu einer vorübergehenden Suspendierung des Jesuitenpaters führten.

Der Jesuit zählt zu den bekanntesten Gesichtern seines Ordens im Land. Er gründete zahlreiche soziale Nichtregierungsorganisationen in Chile, zudem arbeitete er etwa in Burundi und im Kongo. Im März hatte die neue Regierung des linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric dem Geistlichen angeboten, eine Führungsrolle bei Projekten für den sozialen Wohnungsbau im zuständigen Ministerium zu übernehmen. Während ihm sein Orden grünes Licht gab, verzichtete Berrios aber auf den Posten. Präsident Boric hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Gründung einer staatlichen Wahrheitskommission zur Aufarbeitung kirchlicher Missbrauchsfälle angeregt. In solchen Fällen müsse man immer auf der Seite der Opfer stehen, zitierten ihn chilenische Medien. Ziel müsse sein, dass die Opfer sich nicht schutzlos fühlten. (KNA)