Kirchen sehen Lernprozesse vor dem Gedenkjahr 2017

Viele Missverständnisse überwunden

Veröffentlicht am 06.06.2015 um 15:30 Uhr – Lesedauer: 
Viele Missverständnisse überwunden
Bild: © KNA
Reformationsjubiläum

Straßburg ‐ Die Ökumene zwischen katholischer und evangelischer Kirche, aber auch innerprotestantische Einheit waren am Samstag Thema beim Kirchentag in Stuttgart. Zudem nannten die Kirchen einen möglichen Termin für den nächsten gemeinsamen Ökumenischen Kirchentag.

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Nach einigen Irritationen und "bestimmten schrillen Stimmen" gebe es "deutliche Verabredungen", sagte Manzke, der Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands ist. Die Protestanten wollten das Jubiläum "von innen heraus ökumenisch begehen". Dabei solle es "keine Jubelfeier" geben, denn die Reformation sei "keine reine Erfolgsgeschichte" gewesen.

Vielmehr solle daran erinnert werden, dass es das Ziel der Reformatoren gewesen sei, die "Wurzeln der Christenheit wieder freizulegen". Die Kirchen müssten ihrer gemeinsamen Verantwortung gegenüber der säkularen Gesellschaft gerecht werden und den gemeinsamen Glauben verkünden. Dann, so Manzke, werde 2017 "kein Bremsdatum", sondern könne die ökumenische Perspektive eher weiten.

Feige: Protestanten und Katholiken können sich bereichern

Feige sprach von Lernprozessen auch auf katholischer Seite und zeigte sich dankbar, "dass wir gemeinsame Zugänge und Ansätze gefunden haben". Protestanten und Katholiken könnten feiern, dass sie mehr verbinde als trenne, so der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz. Sie könnten sich gegenseitig bereichern und so "zu einer volleren Katholizität führen". Dabei gelte für alle Kirchen der Satz, dass sie sich immer wieder reformieren und verändern müssten, betonte der Magdeburger Bischof. Zugleich warnte er davor, das Datum 2017 mit Erwartungen zu überfrachten und etwa eine Einigung im Abendmahlsverständnis bis dahin zu fordern.

Bischof Gerhard Feige
Bild: ©dpa/Peter Förster

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige ist Vorsitzender der Ökumenekommission.

Der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds, Gottfried Locher, hob hervor, auch die innerprotestantische Ökumene sei nicht abgeschlossen und müsse weiter vorangebracht werden. Dies sei umso dringlicher, als das Gespräch mit der katholischen Seite derzeit nicht recht weiterkomme. Mehr als die Hälfte der Protestanten weltweit seien keine Lutheraner, so Locher. Für diese sei das Datum 2017 - der 500. Jahrestag der Veröffentlichung der Ablass-Thesen Martin Luthers - nicht so wichtig, "wir Schweizer feiern aber trotzdem mit". Locher sprach sich für eine "Ökumene der Transparenz" aus. So müsse auf die "Bruchlinien" zwischen den Kirchen geblickt werden. Zudem müssten die Kirchen stärker transparent für Gott werden.

Als Termin für einen Ökumenischen Kirchentag hält die evangelische Kirche hält weiter am Jahr 2021 fest. Das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT) stehe klar hinter einem weiteren gemeinsamen Christentreffen, sagte Kirchentagspräsident Andreas Barner. Das gleiche, so Barner, gelte für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), das die Katholikentage veranstaltet. Man sei im Gespräch und habe "genügend grundsätzliche positive Zustimmung aufseiten der katholischen Kirche", fasste Barner zusammen.

"Ein ökumenisches Ereignis"

Das Jahr 2017 und mit ihm das von den evangelischen Kirchen vorbereitete Jubiläumsjahr 500 Jahre nach Beginn der Reformation rückt näher. Anlass genug für den Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK), sich mit einer eigenen Studie zum Thema zu positionieren.

In der Regel findet jährlich wechselnd ein Kirchentag oder ein Katholikentag statt. Einen ersten Ökumenischen Kirchentag hatte es 2003 in Berlin gegeben, 2010 folgte in München der zweite. Gegen 2017 - also wieder sieben Jahre später - sprach aus Sicht der Protestanten, dass das Jahr im Zeichen des Reformationsgedenkens stehen soll.

Lehmann: Hindernisse der Ökumene schnell beseitigen

Jedoch soll der 500. Jahrestag der Reformation sowie der in diesem Zusammenhang stehende evangelische Kirchentag 2017 in Berlin und Wittenberg laut Heinrich-Bedford-Strohm einen ökumenischen Charakter haben. Es gehe nicht um protestantische Selbstbeweihräucherung, bekräftigte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Er zeigte sich erfreut darüber, dass der 31. Oktober 2017 in ganz Deutschland arbeitsfrei sei. Dass der Sonderfeiertag als "erstaunlich einmütiger Prozess" auf den Weg gebracht worden sei, zeuge von der bis in die Gegenwart andauernden Relevanz des historischen Ereignisses.

Bei einer Bibelarbeit auf dem Glaubenstreffen äußerte sich auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann zur Ökumene. Er rief die Kirchen auf, ihre Bemühungen um Einheit zu verstärken. "Nach 50 Jahren ökumenischer Theologie frage ich mich, wie viel Zeit wir noch haben, die verbleibenden Hindernisse zu beseitigen", sagte Lehmann am Samstag. "Wir tun so, als ob wir unendlich viel Zeit hätten", so der Kardinal. Dabei könne der richtige Zeitpunkt verpasst werden. (luk/KNA)