Zeit der Volkskirche sei vorbei

Bischof Bätzing: Kirche bleibt in der Krise

Veröffentlicht am 18.05.2024 um 16:46 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die katholische Kirche in Deutschland ist im Umbruch, die Zeit der Volkskirche sei vorbei, sagt Bischof Georg Bätzing. Das liegt auch an den Missbrauchsskandalen. Für umso wichtiger hält der DBK-Vorsitzende den Synodalen Weg.

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Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, steckt die katholische Kirche weiter in der Krise. "Das ist ein Epochenwandel, den wir im Moment erleben", sagte der Limburger Bischof dem SWR-Hauptstadtstudio im Interview der Woche (Samstag) laut Vorabmeldung. Das liege einerseits daran, dass nach 150 Jahren die Zeit der Volkskirche vorbei sei, aber auch an den hohen Austrittszahlen.

Diese seien teils demografisch bedingt und eine Folge der Missbrauchsfälle. "Das Entscheidende ist natürlich die Reaktion auf den Missbrauch durch Priester und Kleriker in der katholischen Kirche", so Bätzing. Diese Verbrechen hätten viele auch gläubige Christen erschüttert und dazu gebracht, aus der Kirche auszutreten.

Den von den katholischen Bischöfen und Laien angestoßenen Reformkurs Synodaler Weg als Antwort auf den Missbrauchsskandal hält Bätzing weiterhin für sehr wertvoll. Reformen in der Kirche seien wichtig, um ihre Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Es bewege ihn zudem, wie viele Beschlüsse bereits umgesetzt worden seien.

Viele Beschlüsse bereits umgesetzt

Zugleich räumte der Vorsitzende der deutschen Bischöfe ein, dass die Kommunikation mit dem Vatikan hierzu nicht gut gelaufen sei. "Wir hätten viel mehr die Begegnung suchen müssen", so Bätzing. Auf der anderen Seite sei es bedauernswert, dass die Vertreter der katholischen Laien aus Deutschland als gleichberechtigte Vertreter nicht von Rom eingeladen wurden.

Deutlich verteidigte er den Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz, die AfD als "unwählbar" für Katholiken zu erklären. Normalerweise, so Bätzing, mischten sich die deutschen Oberhirten nicht in die Parteipolitik ein. Der wachsende Rechtsextremismus sowie der völkische Nationalismus, die beide von der Partei vertreten würden, stellten aber eine große Gefahr für die Gesellschaft dar. Deshalb – und in Anbetracht der bevorstehenden Wahlen – habe man "klare Kante" gezeigt. (KNA)