Nationalsynode hatte drei Kandidaten zur Auswahl

Christkatholische Kirche wählt Frank Bangerter zum Bischof

Veröffentlicht am 24.05.2024 um 17:14 Uhr – Lesedauer: 

Aarau ‐ Die Schweizer Altkatholiken haben ihren neuen Bischof gewählt: Der Zürcher Pfarrer Frank Bangerter tritt die Nachfolge von Bischof Harald Rein an. Er übernimmt eine kleine Kirche, die vor großen Herausforderungen steht.

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Die Schweizer Altkatholiken haben sich für einen neuen Bischof entschieden. Am Freitag wählte die Nationalsynode in Aarau den Zürcher Pfarrer Frank Bangerter zum achten Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz. Bangerter war bisher bereits Mitglied des Synodalrats, der Leitung der Christkatholischen Kirche und setzte sich in der Wahl gegen zwei weitere Kandidaten durch. Als Bischof wolle er sich für Reformen einsetzen: "Ich stehe für eine Christkatholische Kirche der Schweiz, die offen und mutig auftritt. Für eine Kirche, die Gutes tut, wie wir das bereits vielerorts tun – die aber auch darüber redet." Die Bischofsweihe des 61-Jährigen findet am 14. September in Bern statt.

Die Wahl wurde notwendig, nachdem der bisherige Bischof Harald Rein im vergangenen Jahr seinen Rücktritt drei Jahre vor Erreichen der Altersgrenze angekündigt hatte. Bangerter wurde im sechsten Wahlgang mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit gewählt. Zuvor hatten der Berner und Grenchener Pfarrer Christoph Schuler nach dem dritten und der Zürcher Pfarrer Lars Simpson nach dem fünften Wahlgang ihre Kandidatur zurückgezogen.

Bangerter lebt mit seinem langjährigen Partner in Grenchen. "Die Christkatholische Kirche hat zwei Errungenschaften, die Frauenordination und die Ehe für alle, die ich als unbestrittenes Potenzial sehe", betonte der neugewählte Bischof. "Wir können und wollen noch mehr zum Ausdruck bringen, dass wir eine offene, liberale Kirche in der katholischen Tradition sind."

Gemeinden stärken und Laien stärker einbeziehen

Der gelernte Ökonom Bangerter wurde 1963 geboren und ist im reformierten Glauben aufgewachsen. Später konvertierte er zur christkatholischen Kirche, studierte Theologie und wurde Priester. Vor seiner Wahl betonte er den synodalen Charakter des Bischofsamts in der christkatholischen Kirche: "Der Bischof kann zwar Ideen haben, aber allein eine Idee zu haben, das reicht nicht. Wir sind synodal verfasst, und Bischof und synodal, auch das geht nur miteinander." Als Bischof möchte er noch stärker den Kontakt zu den Menschen suchen.

Einen Schwerpunkt will Bangerter auf die weitere Entwicklung des christkatholischen Bistums legen und die Gemeinden stärken: "Wir wissen ja, dass einige Gemeinden kurz vor dem Kollaps stehen – sei es finanziell, personell oder aus anderen Gründen." Außerdem müsse die Ausbildung der Geistlichen neu konzipiert und Ehrenamtliche gestärkt werden. "Wir müssen uns ein Modell überlegen, das an unserer Gegenwart Maß nimmt, und uns fragen, wen wir für fähig halten, in einer Kirchgemeinde in einem geistlichen Amt zu dienen", so Bangerter.

Die Christkatholische Kirche der Schweiz hat landesweit gut 12.000 Mitglieder. Ihre Kathedralkirche St. Peter und Paul ist in Bern. Die Kirche ist im Zuge des Schweizer Kulturkampfes in den 1870er Jahren entstanden und 1875 durch die Konstitution der ersten Nationalsynode und die Verabschiedung einer Kirchenverfassung gegründet worden. Die Kirchenverfassung ist bischöflich-synodal. Die Christkatholische Kirche der Schweiz ist eine der Gründungskirchen der Utrechter Union der altkatholischen Kirchen. Im April wählte die alt-katholische Kirche Österreichs mit Maria Kubin erstmals eine Frau ins Bischofsamt. Unter den Kirchen der Utrechter Union haben mittlerweile alle mit Ausnahme der polnischen die Frauenordination eingeführt, zuletzt wurde 2022 in Tschechien Frauen zu allen Weihestufen zugelassen. Im selben Jahr führte die christkatholische Kirche auch die "Ehe für alle" ein. (fxn)