Bischof Overbeck betont bei Friedensgottesdienst Wichtigkeit der Militärseelsorge

Hilfe für die moralische Urteilsfähigkeit

Veröffentlicht am 10.06.2015 um 13:05 Uhr – Lesedauer: 
Hilfe für die moralische Urteilsfähigkeit
Bild: © KNA
Militär

Berlin ‐ Bei einem Friedensgottesdienst zum Gedenken des Kriegsendes vor 70 Jahren hat Militärbischof Franz-Josef Overbeck die Bedeutung der Militärseelsorge für die Streitkräfte hervorgehoben. Kritik übte er an Debatten um Auslandseinsätze der Bundeswehr.

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Der Militärbischof warnte davor, politische Entscheidungen zu überhöhen, "indem sie als die jeweils einzig richtige Lehre aus der Vergangenheit ausgegeben werden". In diesem Zusammenhang kritisierte er die Debatten um die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Viele Menschen in Deutschland ignorierten, dass die Politik auch bei diesen Einsätzen nicht versuchen dürfe, Unmögliches zu erreichen. Sie müsse sich bewusst sein, dass alle Strategien und Planungen "unzulänglich bleiben".

Der Militärbischof plädierte für eine Realpolitik, die sich als "Politik der Schutzverantwortung für die Würde und Werte des Menschen" versteht. Dabei sei Gewaltanwendung immer ein Übel und nur aus Gründen der Selbstverteidigung als letztes Mittel zu rechtfertigen, "weil es um die Verteidigung der Freiheit geht". Christen könnten für Menschenrechte, Menschenwürde und Toleranz aufgrund ihres Glaubens an Gott eintreten, "der als Schöpfer aller Menschen alle gleich geschaffen hat".

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Franz-Josef Overbeck ist der sechste katholische Militärbischof in der Geschichte der Bundeswehr. Dem 50-jährigen Bischof von Essen obliegt seit 2011 die kirchliche Leitung der katholischen Militärseelsorge. Im Interview mit katholisch.de bezieht er Stellung zum Spannungsfeld, in dem sich die Militärseelsorge mit der kirchlichen Lehre befindet und zeigt die aktuellen Herausforderungen auf, vor denen die Seelsorge derzeit steht.

Overbeck verurteilte "die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und die Geschehnisse in der Ukraine". Sie machten "die Gültigkeit der die Weltordnung tragenden Prinzipien nach 1945 fraglich". Es bleibe zwar "moralisch geboten, mit Russland die Politik einer konstruktiven Zusammenarbeit auf allen Feldern, wo es möglich ist, fortzuführen".

Eine Lehre des Zweiten Weltkriegs sei, "dass die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der deutsch-sowjetischen Doppelaggression im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes nie wieder zu Opfern werden dürfen". Dies gelte vor allem für Polen und die baltischen Republiken. (KNA)