"Maria 2.0"-Protest im Erzbistum Köln: "Zustände wie in der DDR"
Aktivisten der Gruppe "Maria 2.0" haben am Samstag den Eingang des Kölner Generalvikariats verhüllt. Wie der "Kölner Stadtanzeiger" berichtet, hängten Mitglieder der Gruppe ein Plakat mit einer Foto-Reproduktion des barocken Eingangsportals auf: Anstelle des Bischofswappens prangte dort jedoch eine DDR-Flagge und der Schriftzug "#Gleichschaltung im EZB Köln".
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki habe durch eine Verwaltungsreform mit Wegfall der Hauptabteilungen die eigene Machtposition weiter ausgebaut, so die Sprecherin der Gruppe Maria Mesrian. "Nach dieser sogenannten Umstrukturierung liegt alle Macht jetzt nur noch bei einem Triumvirat aus Kardinal, Amtsleiter und Finanzchef." Das öffne Machtmissbrauch in allen Formen Tür und Tor. "Statt auf Partizipation und eine Kultur der freien Meinungsäußerung zu setzen, was gerade jetzt nottäte, sehen wir Tendenzen, die an die untergegangene DDR erinnern", so die Sprecherin.
Scharfe Kritik an Bistumsleitung
Die Reformbewegung kritisierte "ein ungebremstes Machtregime der Bistumsleitung" an. Neuester Baustein, das Erzbistum auf Linie zu bringen, sei die Umgestaltung des Diözesanpastoralrats, "des letzten Beratungsgremiums, in dem noch kritische Stimmen vorhanden waren", erklärte die Initiative. Der Erzbischof will das Gremium verkleinern: Unter anderem soll die gewählte Vertretung der Laien, die sich wiederholt gegen Vorhaben Woelkis wandte, nur noch 2 statt 10 Delegierte entsenden. Stattdessen sollen 18 Laien, also Katholiken ohne Weiheamt, per Losverfahren als Mitglieder bestimmt werden.
"Maria 2.0" wandte sich auch gegen Pläne, den beim Bildungswerk des Erzbistums angesiedelten Multimediasender domradio.de in eine gemeinnützige GmbH zu überführen. Mit dem dazu zusätzlich installierten Geschäftsführer "sichert sich der Kardinal weitreichenden Einfluss auf Programm und Inhalt des bis dahin durchaus kritischen Senders". Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" sei ein Bistumsmitarbeiter bereits kurz nach der Aktion von "Maria 2.0" beauftragt worden, das großformatige Transparent zu entfernen. (ben/KNA)