Kein Scherz: Der Papst empfängt 105 internationale Stars der Komik
Sie klingt wie ein "Who is Who" der internationalen Komik: die Audienzliste für die "Protagonisten der Welt des Humors". 105 Künstlerinnen und Künstler aus 15 Ländern dürften den Vatikan am Freitag zur Hochburg des Humors machen – und mit ihren Späßen vielleicht sogar den Papst vom (heiligen) Stuhl hauen. Schließlich betet Franziskus laut Vatikanangaben täglich die Worte: "Herr, schenk mir Sinn für Humor."
Aus den USA sind Größen wie die Schauspielerin Whoopi Goldberg ("Sister Act"), die Moderatoren und Comedians Stephen Colbert, Jimmy Fallon und Chris Rock dabei. Aus dem deutschsprachigen Raum haben Torsten Sträter, Annette Frier, Meltem Kaptan, Michael Mittermeier und Till Reiners sowie die Schweizerin Hazel Brugger zugesagt. Mit 67 Anwesenden ist Italien am stärksten vertreten. Aber es kommen auch Humorarbeiter aus Frankreich, Irland, Polen, Portugal, England, Spanien, aus Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Mexiko und sogar aus dem fernen Osttimor.
Die Schönheit der menschlichen Vielfalt feiern
Aber warum holt sich der Papst all die Schauspieler, Cartoonisten, Comedians, Moderatoren und Komiker ins Haus, von denen viele eher mit beißender Kirchenkritik als mit frommen Tönen auffallen? Möglicherweise will sich der Vatikan mit dem von den Behörden für Kultur und Bildung sowie für Kommunikation organisierten Treffen weiter gegenüber Kunst, Medien und Gesellschaft öffnen – ähnlich wie mit der Aufsehen erregenden Performance des Vatikans bei der Biennale in Venedig. Ziel des Treffens mit den Humor-Stars sei, die Schönheit der menschlichen Vielfalt zu feiern und eine Botschaft von Frieden, Liebe und Solidarität zu verbreiten, ließ der Vatikan wissen. Man hoffe auf einen Moment des interkulturellen Dialogs und von Freude und Hoffnung.
Dafür ist Torsten Sträter (57) bekanntlich immer zu haben. Der Mann mit der Mütze, von Haus aus evangelisch, reist direkt von einem Mazedonien-Besuch an, wo er als Botschafter für die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer im Einsatz ist, wie sein Management auf Anfrage mitteilte. Michael Mittermeier (58) kommt zwar aus dem überwiegend katholischen Bayern, hat jedoch viel Kritisches über die Kirche zu erzählen. Beispiel: der prügelnde Kaplan in seiner Klosterschule, der anschließend immer gesagt habe: "Das hat mir mehr weh getan als dir, mein Sohn." Den Termin beim Papst samt Teilnehmerliste kündigt Mittermeier auf Instagram mit den Worten "Kaum zu glauben!" an. Auf den Kommentar eines Nutzers, ob sich "alle Comedians bei der Kirche für mehrere Jahrhunderte Realsatire bedanken" werden, schreibt er: "Bestimmt".
Hazel Brugger (30), die als "Königin der komischen Schlagfertigkeit" erst kürzlich mit dem Deutschen Kleinkunstpreis geehrt wurde, wirbt ebenfalls für das Date beim Papst: "Das lassen wir uns nicht entgehen", sagten sie und ihr Mann Thomas Spitzer auf ihrem gemeinsamen Podcast. Ob sie ihre beiden kleinen Töchter mitbringen, ließen sie offen.
Ebenfalls eingeladen ist die deutsch-türkische Schauspielerin Meltem Kaptan (43), die für ihre Rolle im Film "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" (2022) mehrfach ausgezeichnet wurde. Annette Frier (50) aus dem "Heiligen Köln" offenbart praktisch als einzige eine Verbindung zu Kirche und Glaube: "Beten hilft", sagte sie dem Magazin "Chrismon". Till Reiners (39), bekannt etwa aus der heute-Show, empörte sich dort über die Privilegien der Kirche; an seine Seite hatte er sich einen plump-tumben Jesus samt Kreuz geholt.
Erst Komik im Vatikan, dann Künstliche Intelligenz beim G7-Gipfel
Umso spannender, was sie alle dem Papst aus Argentinien am Freitagmorgen erzählen – und umgekehrt. Franziskus selbst nutzt oft die Gelegenheit, zu scherzen und herzlich zu lachen. Erst Ende Mai hatte er beim Weltkindertag einen Großen des Humors eingeladen: Der Oscar-Preisträger Roberto Benigni ("Das Leben ist schön") las dem Papst auf den Stufen des Petersdoms liebevoll die Leviten – wie ein guter Hofnarr. Dabei forderte er, doch endlich den Stuhl Petri einer Frau zu überlassen. "Davon würde man sogar auf dem Mond sprechen!", rief Benigni unter dem Beifall auf dem Petersplatz.
Franziskus nahm es gelassen, änderte aber das Kirchenrecht erst mal nicht. Schließlich, so eines seiner Zitate, seien Christen am Humor zu erkennen, ohne dabei den Realismus zu verlieren. Nach der Humor-Audienz will der Papst per Helikopter zum G7-Gipfel nach Apulien reisen. Dort soll er über Künstliche Intelligenz sprechen und einige Staatschefs treffen. Seinen Spaß hat er ja schon am Morgen gehabt.