Bischof Bonny wirft als Missbrauchsbeauftragter hin
Der Antwerpener Bischof Johan Bonny gibt seine Zuständigkeit für die Missbrauchsaufarbeitung in der belgischen Bischofskonferenz auf. Der 69-jährige führte am Mittwoch gegenüber der belgischen Presse sein Alter und die emotionale Belastung der Aufgabe als Grund dafür an: "Ich habe einfach keine Kraft mehr. Sogar mein Arzt hat mich gebeten, aufzuhören." Bonny ist seit 2010 für das Thema Missbrauch in der belgischen Kirche zuständig und damit auch Ansprechpartner für Missbrauchsbetroffene. Laut der belgischen Bischofskonferenz sei trotz des Rücktritts gewährleistet, dass Missbrauchsfragen nicht liegen bleiben. Ein Nachfolger für Bonny solle Mitte September feststehen.
Bonny hatte im vergangenen Jahr Papst Franziskus aufgrund des Umfangs seiner Tätigkeit als Zuständiger für Missbrauch gebeten, ihm einen Weihbischof an die Seite zu stellen. Der Papst lehnte die Bitte aber ab, wie der Bischof Anfang Juli mitteilte: "Unter anderem, weil eine ungleiche Anzahl von französisch- und niederländischsprachigen Bischöfen das Gleichgewicht der Bischofskonferenz stören würde, weil die anderen Bischöfe meinen Antrag nicht unterstützen und weil sowohl ein Priester als auch ein Laie die Aufgaben erfüllen könne." Daraufhin kündigte Bonny an, seine Aufgaben zu reduzieren. Bereits 2023 hatte Bonny Papst Franziskus nach der Ausstrahlung einer Fernsehdokumentation seinen Amtsverzicht unterbreitet, sagte der Bischof im Februar: "Nach 'Godvergeten' habe ich dem Papst meinen Rücktritt angeboten, um mich ganz auf die Unterstützung der Opfer zu konzentrieren." Der Papst habe dies aber vorerst nicht angenommen.
Das flämische öffentlich-rechtliche Fernsehen hatte seit September 2023 die Reihe "Godvergeten" ("Gottvergessen") ausgestrahlt, in der Betroffene ihre Geschichte erzählen. Die Dokumentation hat in Flandern eine Debatte über den Umgang mit der Kirche ausgelöst. Das Parlament richtete einen Untersuchungsausschuss ein, vor dem Bonny aussagte. Bonny hatte nach der Ausstrahlung scharfe Kritik an seinen Amtsvorgängern geäußert. "Ich werfe ihnen vor, dass sie es nicht in Ordnung gebracht haben. Das macht mich wütend", sagte er in einem Fernsehinterview über die Bischofsgeneration vor ihm. Im März entließ Papst Franziskus den ehemaligen Bischof von Brügge und geständigen Missbrauchstäter Roger Vangheluwe aus dem Klerikerstand, nachdem die belgischen Bischöfe ihn jahrelang dazu gedrängt hatten. Die Verschleppung des Falls Vangheluwe hatte auch den für September geplanten Papstbesuch in Belgien überschattet. Anfang Juli teilte die belgische Bundesstaatsanwaltschaft mit, dass sie ihre jahrelangen Ermittlungen zu Vertuschung abgeschlossen hat. Zu Anklagen unter anderem gegen Vangheluwe wird es aufgrund von Verjährung aber wohl nicht kommen. Es wird erwartet, dass Papst Franziskus sich bei seinem Besuch im September auch mit Missbrauchsbetroffenen treffen wird. (fxn)