Oppositionelle in Linksdiktaturen: Erwarten mehr von Papst Franziskus
An diesem Sonntag wird in Venezuela gewählt. Die Präsidentschaftswahlen werden auch Einfluss haben auf die politische Entwicklung in Nicaragua und Kuba. Alle drei Länder werden von linksautokratischen Regierungen geführt, die für ein repressives Vorgehen gegen die Opposition scharf kritisiert werden. Besonders dramatisch ist die Lage für die Kirche in Nicaragua wo Dutzende Geistliche verhaftet oder ins Exil gezwungen wurden.
Mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sprachen die kubanische Bürgerrechtlerin Rosa Maria Paya, Venezuelas Ex-Interimspräsident Juan Guaido und der ehemalige nicaraguanische Präsidentschaftskandidat Felix Maradiaga über die Rolle der Kirche und des Papstes im Kampf für eine demokratische Öffnung in ihren Heimatländern. "Bei allem Respekt, ich muss sagen, wir erwarten mehr von Papst Franziskus", sagt Juan Guaido. "Weder die Venezolaner noch die Kubaner noch die Nicaraguaner erwarten, dass der Vatikan unsere Probleme löst", so Guaido, der eine Zeit lang als Interimspräsident der weltweit bekannteste Gegenspieler von Venezuelas Machthaber Nicolas Maduro war.
Vatikan und weltweite Kirche sollten mehr unterstützen
Guaido fordert, dass sich die internationale Kirche und der Vatikan aber stärker öffentlich hinter Bischöfe und Geistlichen stellen müssten, die sich vor Ort im direkten Spannungsfeld mit den Diktatoren befinden. Tatsächlich leiste die Kirche vor Ort wertvolle soziale und humanitäre Arbeit, um das Leid der Menschen zu lindern. "Aber ich bin sicher, dass auf politischer Ebene der Vatikan viel mehr für die unterdrückten Völker tun kann", sagt Guaido.
Die kubanische Bürgerrechtlerin Rosa Maria Paya erinnert an die besondere Rolle von Geistlichen: "Die katholische Kirche in unseren drei Ländern, Priester, die Ordensschwestern, die Menschen, die Laien haben zusammen mit unseren Völkern gelitten und bei vielen Gelegenheiten wie im Fall von Nicaragua standen sie an der Spitze des Kampfes für die Menschenrechte. Und die sind ja auch die christlichen Prinzipien." Paya ist Tochter von Oswaldo Paya, dem Gründer der christdemokratischen "Christlichen Befreiungsbewegung MCL". Zahlreiche Führungsmitglieder wurden 2003 verhaftet. Paya starb 2012 bei einem Autounfall, Tochter Rosa Maria Paya fordert seit Jahren eine unabhängige Untersuchung, sie ist davon überzeugt, dass ihr Vater von der kubanischen Staatssicherheit gezielt getötet wurde.
Sie hoffe, dass "der Papst für den demokratischen Wandel, für den Frieden in unseren drei Ländern betet", sagt Paya. Die Kirche habe einen prophetischen Auftrag, nämlich dort auf das Böse hinzuweisen, wo sich das Böse befindet. Und diejenigen zu unterstützen, die verfolgt werden: "Und das sind unsere drei Völker, die nach Freiheit schreien."
Von Machthaber Ortega verhaftet
Die Rolle der katholischen Kirche in Nicaragua sei fundamental, sagt Ex-Präsidentschaftskandidat Felix Maradiaga. Er gehört zu jenen fünf Präsidentschaftskandidaten, die der sandinistische Machthaber Daniel Ortega im Juli 2021 vor den Wahlen verhaften ließ. Gerade erst hat eine UN-Organisation auf die politische Verfolgung und Übergriffe gegen Kirchenvertreter in dem mittelamerikanischen Land hingewiesen. "Die Kirche in Nicaragua hatte eine historische Rolle in der Geschichte des Landes", sagt Maradiaga. Sie sei im Grunde identitätsstiftend. "Ich kann mir ein Nicaragua ohne eine robuste Präsenz der katholischen Kirche in unserem Alltagsleben nicht vorstellen. Und sie hat ein moralisches Gewicht. Dank ihrer Sozialdoktrin ist sie den Armen verpflichtet und das ganz besonders in einem so armen Land wie Nicaragua".
Und dann gäbe es da noch die individuelle Rolle von Kirchenvertretern wie von Bischof Silvio Baez oder Bischof Rolando Alvarez, die für eine katholische Stimme stehen. Beide leben inzwischen im Exil, Alvarez wurde wegen Vaterlandsverrats zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Maradiaga appelliert an Franziskus:"Wir hoffen, dass der Papst seinen Blick nach Nicaragua richtet und uns dabei hilft unsere Freiheit zu finden, vor allem unsere religiöse Freiheit, die die Nicaraguaner und die Gläubigen verdienen."