Bischöfe beklagen Handeln der Regierung

Reform des Religionsunterrichts in Polen stößt auf Kritik

Veröffentlicht am 05.08.2024 um 19:16 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Bischöfe und Regierung in Polen geraten aneinander. Dort sollen in bestimmten Fällen bald mehrere Jahrgänge gemeinsam in Religion unterrichtet werden. Die Kirche spricht von Diskriminierung – es geht aber auch um die Form der Kommunikation.

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Polens katholische Bischöfe rufen zum Protest gegen eine geplante Änderung des schulischen Religionsunterrichts auf. "Wir bitten alle, sich an der Aktion zur Verteidigung des Religionsunterrichts 'Ja zur Religion in der Schule' zu beteiligen", erklärte der Erziehungsausschuss der Bischöfe am Montag. Der von Weihbischof Wojciech Osial geleitete Ausschuss bezeichnete den geplanten gemeinsamen Religionsunterricht von Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Klassen und Jahrgängen zugleich als "schädlich oder sogar diskriminierend".

Bisher bieten Schulen in Polen das Wahlfach Religion getrennt nach Klassen an. Ab dem kommenden Schuljahr sollen sie laut einer wenige Tage alten Verordnung der linksliberalen Bildungsministerin Barbara Nowacka den Religionsunterricht verschiedener Klassen zusammenlegen, wenn in einer Klasse weniger als sieben Schülerinnen und Schüler das Fach wählen.

Auf Kritik stößt vor allem, dass dabei auch Gruppen aus den Klassenstufen 1 bis 3, 4 bis 6 sowie 7 und 8 gebildet werden können. Das verstoße gegen pädagogische Grundsätze und führe zu ernsthaften Problemen bei der Umsetzung des Unterrichtsprogramms, so das für Bildungsfragen zuständige Gremium der Bischofskonferenz.

Unmut über Umgang mit Kirche

Für Unmut bei den Bischöfen sorgt auch, wie die Ministerin mit der Kirche umgegangen sei. Osial, der Apostolischer Administrator, also Verwalter des zentralpolnischen Bistums Lowicz ist, warf Nowacka vor, sie habe die Änderungen "ohne das gesetzlich vorgeschriebene Einvernehmen mit der kirchlichen Seite" eingeführt. Das sei eine "sehr traurige Tatsache". Das Ministerium habe die Standpunkte und Forderungen der Kirchen und Glaubensgemeinschaften nicht berücksichtigt, so der Erziehungsausschuss der Bischöfe.

Seit Monaten streitet die katholische Kirche mit der Mitte-Links-Regierung über den Religionsunterricht. Mehr als 4.000 Menschen unterzeichneten bisher online die Aktion "Ja zur Religion in der Schule". Die Aktion richtet sich auch dagegen, dass es ab dem Schuljahr 2025/26 nur noch eine Stunde Religionsunterricht pro Woche geben soll – statt wie bisher zwei Stunden. Bildungsministerin Nowacka begründete diesen Plan unter anderem damit, sie sei nicht damit einverstanden, dass Schülerinnen und Schüler mehr Unterrichtsstunden in Religion als in Naturwissenschaften hätten. Bisher hat sie in diesem Punkt allerdings noch keine Änderung verfügt.

Die katholische Kirche verwies mehrfach darauf, dass der Religionsunterricht im Konkordat, also dem Abkommen zwischen der Republik Polen und dem Heiligem Stuhl, verankert sei. Für Änderungen an dem Schulfach sei eine Einigung zwischen der Regierung und der katholischen Kirche erforderlich, argumentiert sie. (KNA)