Auch in der Bibel sind Schulden und Zinsen ein wichtiges Thema

Der Reiche hat die Armen in seiner Gewalt...

Veröffentlicht am 24.06.2015 um 13:30 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Griechenland

Bonn ‐ Geld erregt die Gemüter - das zeigt sich aktuell wieder einmal am griechischen Schuldendrama. Doch neu ist das alles nicht: Schon in der Bibel spielen der Mammon, Schulden und Zinsen immer wieder eine Rolle. Katholisch.de nennt einige Beispiele.

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Des Gläubigers Knecht

"Der Reiche hat die Armen in seiner Gewalt, der Schuldner ist seines Gläubigers Knecht." (Spr 22,7)

Was aus griechischer Sicht wie eine bittere Beschreibung der aktuellen Schuldenkrise klingen mag, entstammt in Wahrheit dem "Buch der Sprichwörter". Aus diesem alttestamentarischen Buch haben zahlreiche Zitate Eingang in den deutschen Sprichwörter-Schatz gefunden haben - unter anderem auch das berühmte "Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein" (Spr 26,27).

Erlass uns unsere Schulden

"Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben." (Mt 6,12)

Nein, dies ist nicht das Stoßgebet zahlungsunfähiger Schuldner. Vielmehr entstammt dieses Zitat dem bekanntesten Gebet der Christenheit - dem Vaterunser, das Jesus in der berühmten Bergpredigt formuliert. Übrigens: In der Einheitsübersetzung der Bibel ist tatsächlich von "Schulden" und "Schuldnern" die Rede und nicht - wie im gesprochenen Vaterunser üblich - von "Schuld" und "Schuldigern".

Ohne Bank keine Zinsen

"Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten." (Mt 25,27)

In Zeiten, in denen die Zinsen bei den Banken und Sparkassen gegen Null tendieren, erscheint diese Bibelstelle wie ein Werbeslogan der Finanzbranche aus längst vergangener Zeit. Das Zitat entstammt jedoch dem "Gleichnis vom anvertrauten Geld" aus dem Matthäusevangelium. Der Text handelt von einem reichen Mann, der auf Reisen geht und zuvor seinen drei Dienern jeweils einen Teil seines Vermögens anvertraut. Nach seiner Rückkehr verlangt der Mann Rechenschaft: Die ersten beiden Diener haben mit dem Geld gearbeitet und Gewinn erwirtschaftet; dafür werden sie von ihrem Herrn reich belohnt. Der dritte Diener hat das ihm anvertraute Geld dagegen vergraben und folglich keinen Gewinn erwirtschaftet. Daraufhin lässt der Herr ihm das Geld wegnehmen und es dem reichsten Diener geben - gemäß dem Grundsatz "Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat." (Mt 25,29)

Die griechische Flagge weht im Wind.
Bild: ©refresh(PIX)/Fotolia.com

Die griechische Regierung fordert seit langem einen Schuldenschnitt - eine Idee, die nicht neu ist: Der Erlass von Schulden ist in mehreren Gleichnissen, die Jesus erzählt, ein Thema.

Großzügiger Gläubiger

"Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben?" (Lk 7,42)

Davon träumen wohl nicht nur die Griechen: Ein Gläubiger, der seinen Schuldnern alle Schulden erlässt! Das Zitat entstammt der Erzählung "Die Begegnung Jesu mit der Sünderin" im Lukasevangelium und illustriert den Umgang Jesu mit Ausgestoßenen und Geächteten. Konkret geht es in der Geschichte um Folgendes: Jesus ist bei einem Pharisäer zu Gast, als plötzlich eine Sünderin auftritt, die ihm die Füße wäscht und ihn mit Öl salbt. Der Pharisäer ist darüber empört, denn er empfindet das Verhalten der Sünderin gegenüber Jesus als Grenzüberschreitung. Jesus jedoch lobt ausdrücklich das Verhalten der Sünderin, weil sie ihm gegenüber "so viel Liebe gezeigt" habe. Deshalb vergibt Jesus ihr auch ihre vielen Sünden. Seinen Jüngern erklärt er das Verhalten anhand des Bildes vom Schuldenerlass von je 50 und 500 Denaren bei zwei Männern. Jesu' Leitwort ist hierbei: Wer viel Liebe zeigt, dem wird auch viel vergeben - unabhängig von Art und Anzahl seiner Sünden.

Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?

"Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?" (Lk 16,5)

Das "Gleichnis vom klugen Verwalter", dem das Zitat entnommen ist, erzählt von einem Verwalter, dem vorgeworfen wird, das Vermögen seines Herrn zu verschleudern. Da ihm wegen dieses Vorwurfs der Rauswurf und damit der soziale Abstieg droht, erlässt er den Schuldnern seines Herrn noch schnell einen Teil ihrer Schulden. Dadurch hofft er, sich unter den Schuldnern Freunde zu verschaffen, auf deren persönliche Unterstützung er im Gegenzug hofft. Die Erzählung endet mit dem Satz: "Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes." (Lk 16,8)

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Video: © katholisch.de

"Entrich hört zu!": Dreiste Griechen?!

Darlehen und Ärger

"Viele Schuldner bitten um ein Darlehen, doch dann verärgern sie ihre Helfer." (Sir 29,4)

Der Kontext, in dem diese Bibelstelle steht, beleuchtet das mitunter schwierige Verhältnis von Schuldnern und Gläubigern. Unter der Überschrift "Borgen und Bürgen" ergeht zwar zunächst die deutliche Aufforderung, dem Nächsten in einer Notlage unter die Arme zu greifen: "Borge dem Nächsten, wenn er in Not ist" (Sir 29,2) und "Um des Gebotes willen nimm dich des Armen an, lass ihn in seiner Not nicht leer weggehen" (Sir 29,9). Doch an anderer Stelle werden - wie im obigen Zitat - eben auch die Probleme solcher Geldgeschäfte betont.

Keine Steuern, keine Schulden

"An allen Festen, Sabbaten, Neumonden und Feiertagen sowie drei Tage vor und nach einem Fest braucht kein Jude in meinem Reich Steuern oder Schulden zu bezahlen." (1Mak 10,34)

Diese großherzige Regelung stammt aus der Erzählung "Die Zugeständnisse des Demetrius I. an Jonatan" aus dem ersten Buch der Makkabäer im Alten Testament. Darin dankt König Demetrius dem jüdischen Volk für dessen Freundschaft und belohnt es für seine Treue mit zahlreichen Freiheitsrechten und Vergünstigungen - darunter die oben zitierte Regelung.

Zinsen unter Brüdern

"Du darfst von deinem Bruder keine Zinsen nehmen: weder Zinsen für Geld noch Zinsen für Getreide noch Zinsen für sonst etwas, wofür man Zinsen nimmt." (Dtn 23,20)

Wie dieses Zitat wohl bei den griechischen Schuldnern ankommt? Tatsächlich stammt das Zitat aus dem Buch Deuteronomium, dem fünften Buch Mose. Das alttestamentarische Buch besteht im Wesentlichen aus drei Reden, die Mose kurz vor seinem Tode an die Israeliten richtet. Die zweite Rede, der das obige Zitat entnommen ist, stellt den Hauptteil des Buches dar. Sie befasst sich mit Regeln, die das Leben im verheißenen Land Kanaan betreffen.

Von Steffen Zimmermann