Als der Amazonas-Schutz zur zentralen Aufgabe der Kirche wurde
Für die einen ist es die "Lunge der Erde", für die anderen die artenreichste Region des Planeten. Vor zehn Jahren gründete die katholische Kirche das pan-amazonische Netzwerk Repam (Red Eclesial Panamazonica). Es ist ein Zusammenschluss von kirchlichen, aber auch nichtkirchlichen Organisationen. Sie haben allesamt ein Ziel: den Schutz des weltweit einmaligen Ökosystems Amazonas voranzutreiben.
"Wir müssen uns weiterhin um die Menschen kümmern, um das gemeinsame Haus, um die Kulturen. Wir müssen uns weiterhin um den Amazonas kümmern", sagte Papst Franziskus vor wenigen Wochen bei einem Treffen mit Repam-Vertretern und der zweiten jungen Institution: der Amazonas-Bischofskonferenz (CEAMA).
Den Armen eine Stimme geben
Beide Institutionen haben ihren Ursprung schon vor der Zeit von Papst Franziskus: Seine Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. lieferten mit der Einberufung und der Konkretisierung der fünften Generalkonferenz des Lateinamerikanischen Bischofsrats (CELAM) im Mai 2007 im brasilianischen Aparecida die Grundlage. Damals kritisierten Kirchenvertreter, dass der Amazonas "nur im Dienst der wirtschaftlichen Interessen transnationaler Unternehmen stehe". Die Kirche solle nun zur vernehmbaren Stimme jener werden, die unter diesen Wirtschaftsinteressen leiden: die Armen und die indigenen Völker.
Mitverantwortlich damals für das Schlussdokumentes war der damalige Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, der heutige Papst Franziskus. Jahre später - 2015 - legte er als Kirchenoberhaupt die Enzyklika "Laudato Si" nach, die als "Umweltenzyklika" so etwas wie das Betriebssystem des Repam wurde.
Schutz für das "gemeinsame Haus"
Im Jahr 2014 später wurde mit der Gründung des Netzwerks ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan. Die Kirche bündelte Kräfte, Stimmen und damit auch Gewicht. Auf ihrer eigenen Plattform berichtet sie über Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen.
Mit der Repam-Gründung vollzog die Kirche auch eine inhaltliche Neujustierung. Vor allem junge Katholikinnen und Katholiken drängen darauf, das "gemeinsame Haus" – die Erde – zu schützen. Weil es um ihre Zukunft geht. Die Angst, fortschreitende Umweltzerstörung und die Folgen des Klimawandels könnte eine lebenswerte Zukunft beeinträchtigen, findet sich im Kampf des Repam wieder. Es ist eine der ureigensten Anliegen des katholischen Glaubens: der Schutz der Schöpfung.
Die Aufgaben werden auch in Zukunft umfassend sein: Brasilien plant trotz öffentlicher Bekundung für mehr Umwelt- und Klimaschutz Milliardeninvestitionen in die Gewinnung fossiler Brennstoffe - auch im Amazonas-Mündungsbecken. Eine Eisenbahn durch Teile des Amazonas soll Soja-Transporte zu Amazonas-Häfen erleichtern. In Ecuador gilt es, den Wählerwillen zu respektieren und auf eine Exploration in den ökologisch besonders sensiblen Regionen des Amazonas zu verzichten.
Illegale Machenschaften als größte Gefahr
Aber halten sich die Regierenden auch daran? Aus Venezuela melden Umweltschützer kaum vorstellbare Zerstörungen im Orinoco-Becken. Und dann ist da noch der internationale Drogenhandel. Dessen Chemiekeulen in illegalen Laboren bei der Drogenproduktion sorgen im Regenwald für Verseuchung, zudem werden Flächen für den Anbau illegal abholzt. Der illegale Bergbau ist inzwischen in vielen Ländern außer Kontrolle geraten.
Das alles schreit geradezu nach, dass es überparteiliche Stimmen gibt, die Regierungen unabhängig von ihrer ideologischen Ausrichtung auf die Finger schauen. Genau das taten die Vertreter von Repam und CEAMA bei ihrem jüngsten Treffen mit dem Papst und drückten "ihre Besorgnis über die Ermordung von Umweltschützern, die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen" und "den illegalen Bergbau, der die Dringlichkeit der Situation durch die Auswirkungen des Klimawandels noch verstärkt" aus.
Die Berichterstattung über das Treffen mit dem Papst darüber ging durch die lateinamerikanischen Medien. Und genau das ist die Aufgabe des Repam und seiner Mitstreiter: Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung auf die gesellschaftliche Agenda zu setzen.