Trotz Missbrauchsvorwürfen: Bischof soll Schauspieler Delon beerdigen
Der emeritierte Bischof der Bistümer Gap und Embrun in Frankreich, Bischof Jean-Michel di Falco Léandri, soll die Begräbnisfeier für den französischen Schauspieler Alain Delon leiten. "Seit Jahren sagte er zu mir: 'Sie werden es sein'", sagte di Falco der französischen Zeitung "LaCroix" (Mittwoch). Demnach sei der 82-Jährige von der Familie Delons kontaktiert worden, ob er die Beerdigung des Schauspielers am kommenden Samstag vornehmen wolle. Dem Bericht zufolge hatte der Schauspieler vor seinem Tod einen Antrag gestellt, auf seinem Anwesen in Douchy in der Nähe von Paris bestattet zu werden. Die katholische Beerdigung soll in einem privaten Rahmen stattfinden.
Di Falco wird vorgeworfen, als Direktor der Privatschule Saint-Thomas-d'Aquin in Paris in den 1970er Jahren Schüler sexuell missbraucht zu haben und wurde daraufhin angezeigt. Das Gerichtsverfahren wurde im Jahr 2018 aufgrund der Verjährung der angeblichen Taten zunächst eingestellt. Ein Kassationsgericht hob die Verjährung im Jahr 2022 aber wieder auf und ein Zivilverfahren gegen di Falco läuft. Der Bischof selbst hat die mutmaßlichen Taten stets bestritten.
Schon Delons Lebensgefährtin beerdigt
Innerhalb der katholischen Kirche Frankreichs hatte di Falco verschiedene Funktionen inne. So war er unter anderem von 1987 bis 1996 Sprecher der französischen Bischofskonferenz, gründete 1999 den katholischen Fernsehsender "KTO" und fungierte laut "LaCroix" in den 2000er Jahren als eine Art Seelsorger für Prominente und Künstler. 2017 leitete di Falco die Beerdigung der Schauspielerin Mireille Darc, die 15 Jahre lang die Lebensgefährtin von Alain Delon war. Dieses Ereignis habe den Schauspieler berührt und die beiden Männer hätten seitdem "Bande der Freundschaft" gepflegt, sagte di Falco der Zeitung. Delon habe sich daher ebenfalls ein katholisches Begräbnis gewünscht und den Bischof gebeten, die Zeremonie zu leiten.
Der französische Film-Star Delon war am vergangenen Wochenende in seinem Haus in Douchy bei Paris gestorben. International bekannt wurde der Schauspieler für seine Rolle als skrupelloser Killer in "Der eiskalte Engel" (1967), 2019 wurde er beim Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Palme für sein Lebenswerk geehrt. Im selben Jahr erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nie ganz erholte. (cbr)