Protestaktion gegen Missbrauch: Gläubige verlassen Messen
Dutzende Katholiken in Italien haben Messfeiern aus Protest gegen Kindesmissbrauch verlassen. Das Betroffenen-Netzwerk "Rete l'abuso" veröffentlichte am Freitag ein entsprechendes Video im Internet. Es zeigt, wie beim Priester-Einzug zahlreiche Gläubige aufstehen und einen Gottesdienst verlassen. Vor der Kirche protestieren sie anschließend mit Plakaten. Auf einem großen Schild steht: "Ich akzeptiere keine Predigten von denen, die Missbrauch vertuschen."
Die Proteste fanden den Angaben zufolge in zwei Kirchen im sizilianischen Enna sowie vor der Kathedrale des zuständigen Bistums Piazza Armerina statt. Dort hat Bischof Rosario Gisana seinen Sitz. Ein Gericht erklärte ihn kürzlich zivilrechtlich haftbar für Versuche, Missbrauch durch Geistliche zu vertuschen. Zuvor war ein Priester des Bistums wegen sexueller Gewalt gegen Minderjährige zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.
In der Urteilsbegründung stellte das Gericht Ende Juli fest, dass der zuständige Bischof jedwede ernsthafte Initiative zum Schutz von Minderjährigen unterlassen und sein Verhalten Missbrauch begünstigt habe. Bereits im Jahr 2018 hatte eines der Opfer nach eigener Aussage den Missbrauch beim Bistum angezeigt. Der Täter wurde anschließend versetzt - nach Bistumsangaben auch zur psychotherapeutischen Behandlung. Ein kirchliches Ermittlungsverfahren scheiterte an unklaren Zuständigkeiten, 2020 zeigte das Opfer den Priester bei der Polizei an. (KNA)