Auch Oberhirten fühlen sich "in ihrem religiösen Empfinden verletzt"

Schießübungen auf Jesus und Maria: Bischöfe kritisieren Politikerin

Veröffentlicht am 10.09.2024 um 11:33 Uhr – Lesedauer: 

Sankt Gallen ‐ Die bei Instagram geposteten Bilder einer Schießübung der Politikerin Sanija Ameti sorgen weiterhin für Aufruhr. Auch die Schweizer Bischofskonferenz verurteilt das Verhalten. Ameti selbst befindet sich wegen Drohungen in Polizeischutz.

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Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) hat die Schießübungen der Schweizer Politikerin Sanija Ameti (Grünliberale Partei, GLP) auf ein Bild von Maria und dem Jesuskind scharf kritisiert. "Die Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz verurteilen dieses inakzeptable Verhalten", heißt es in einer Erklärung vom Montag. "Wie viele Katholikinnen und Katholiken fühlen sich auch die Schweizer Bischöfe in ihrem religiösen Empfinden verletzt." Selbst wenn man von der religiösen Darstellung der Muttergottes absehe, die das Bild sehr deutlich zeige, zeuge die Verwendung des Bildes von "Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber der menschlichen Person".

Die Bischöfe zeigten sich dankbar für ein Schreiben der Politikerin an den Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain, in dem sie die katholische Gemeinschaft um Vergebung bitte. "Trotzdem sind die Bischöfe gehalten, ihre tiefe Missbilligung öffentlich zum Ausdruck zu bringen", heißt es in der Erklärung. "In unserer Gesellschaft bleibt es von entscheidender Bedeutung, dass Bildung und Erziehung aktiv zum Respekt der menschlichen Person und ihrer religiösen Überzeugungen beitragen", betonen die Bischöfe, die sich derzeit zu ihrer Herbstvollversammlung in Sankt Gallen treffen.

"Es geht mir nicht gut"

Gegenüber dem Schweizer Internetportal "kath.ch" bestätigte Ameti am Montag, dass sie und ihre Familie wegen Drohungen mittlerweile unter Polizeischutz stünden. "Es geht mir nicht gut, und ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalten kann", so Ameti.

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Die Schweizer GLP-Politikerin und Co-Präsidentin der Bewegung "Operation Libero" hatte am Wochenende für Aufsehen gesorgt, nachdem sie Bilder einer Schießübung auf ihrem Instagram-Kanal geteilt hatte. Eines der veröffentlichen Fotos zeigt die 32-Jährige mit einer Sportpistole und der Beschreibung "Abschalten", ein weiteres Foto zeigt ein Bild der Muttergottes mit dem Jesuskind, das von mehreren Projektilen durchlöchert wurde. Das als Zielscheibe verwendete Bild stammt nach Aussage Ametis aus dem Katalog eines Zürcher Auktionshauses.

"Es tut mir unglaublich leid"

Ameti löschte die Fotos noch am Wochenende und entschuldigte sich auf ihren Social-Media-Plattformen. "Ich bitte um Vergebung bei den Menschen, die durch meinen Post verletzt wurden", schrieb sie bei X. Sie habe den Post sofort gelöscht, als ihr der religiöse Inhalt bewusst geworden sei. "Ich habe nichts dabei überlegt. Es tut mir unglaublich leid", so Ameti. Ihr Instagram-Konto ist inzwischen auf privat geschaltet. Die Jugendorganisation der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP) reichte am Montag Strafanzeige gegen Ameti wegen der Verletzung der Glaubens- und Kultusfreiheit ein. Am Montag trat die Politikerin aus dem Vorstand der GLP im Kanton Zürich zurück, nachdem die Parteiführung ihr diesen Schritt nahegelegt hatte.

Aus Sicht des Wiener Dogmatikers Jan-Heiner Tück häufen sich antireligiöse Provokationen. "Es ist gewiss falsch, reflexhaft auf antichristliche Provokationen zu reagieren und so die affektive Polarisierung in der Gesellschaft zu steigern", schreibt Tück am Dienstag in einem Beitrag für "Communio" (Montag). Genauso falsch sei es jedoch, einen "Habitus des Wegsehens" zu kultivieren und "jede Verunglimpfung hinzunehmen". Es brauche eine Debatte darüber, wie mit religionsfeindlichen Provokationen in einer offenen Gesellschaft umgegangen werden könne.

Der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) kritisierte am Dienstag die Empörung und den Hass, der Ameti aufgrund des Postings entgegenschlage. "Wir können nachvollziehen, dass viele Menschen über die symbolische Gewalt der Schüsse auf Maria und Jesus verletzt sind", erklärte SKF-Präsidentin Simone Curau-Aepli in einer Pressemitteilung. "Aber Menschen machen Fehler. Als Christinnen und Christen sind wir dazu aufgerufen, zu vergeben, anstatt Hass zu schüren." Ameti habe ihren Fehler eingestanden, sich öffentlich entschuldigt und auch die katholische Gemeinschaft um Vergebung gebeten. Wer sich mit der Politikerin befasse, dem schlage eine Welle sexistischer, islam- und ausländerfeindlicher Kommentare entgegen. "Der Hass, der sich an Sanija Ameti entlädt, offenbart auch ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem. Diese Entwicklung ist gefährlich", betonte SKF-Sprecherin Sarah Paciarelli. (cbr)

10.09.2024, 15.45 Uhr: Ergänzt um Statement des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF)