Papst Franziskus will bei Besuch Betroffene treffen

Nach Bonny-Rücktritt: Neuer Missbrauchsbeauftragter für Belgien

Veröffentlicht am 17.09.2024 um 15:35 Uhr – Lesedauer: 

Brüssel/Vatikanstadt ‐ Im Juli war Johan Bonny nach 15 Jahren als Missbrauchsbeauftragter der belgischen Bischöfe zurückgetreten. Nun übernimmt ein anderer Oberhirte. Unterdessen plant der Papst bei seinem baldigen Besuch im Land eine symbolisch wichtige Begegnung.

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Neuer Missbrauchsbeauftragter der Belgischen Bischofskonferenz ist ihr Vorsitzender, Erzbischof Luc Terlinden. Er tritt vorläufig die Nachfolge von Bischof Johan Bonny an, der im Juli nach 15 Jahren von diesem Amt zurückgetreten war, teilten die Bischöfe auf ihrer Webseite mit. Terlinden räumte ein, es habe in der Vergangenheit in der Kirche eine "Kultur der Geheimhaltung und des Schweigens" gegeben, die jede dieser Tragödien noch schwerer ertragen lasse.

Weiter hieß es, Papst Franziskus wolle während seines Besuchs in Belgien 15 Betroffene sexuellen Missbrauchs treffen. Auf ausdrücklichen Wunsch mehrerer Geschädigter finde das Treffen in völliger Diskretion statt. Daher werde weder der Ort noch der Zeitpunkt der Zusammenkunft mitgeteilt, so die Bischöfe. Die Begegnung der Betroffenen mit dem Papst könne "ein wichtiger symbolischer Schritt neben all den konkreten Maßnahmen sein, die bereits ergriffen wurden und folgen werden", so Terlinden, der seit einem Jahr Erzbischof von Mechelen-Brüssel ist.

Franziskus beginnt seinen Besuch am 26. September in Luxemburg und reist noch am Abend weiter nach Belgien, wo er sich bis 29. September aufhalten wird. Der Papst selbst habe den Wunsch geäußert, Betroffenen sexualisierter Gewalt in der belgischen Kirche zu begegnen. Auf einen im Juni gestarteten Aufruf der Bischofskonferenz hätten sich mehr als 80 Betroffene gemeldet, hieß es.

Neuer Aktionsplan zum Kampf gegen Missbrauch

Sie seien zu einem Treffen Anfang September eingeladen worden, um gemeinsam Botschaften und Erwartungen zu definieren, die Franziskus im Namen der gesamten Gruppe überbracht werden sollen. Um ein Klima des Zuhörens und des authentischen Austauschs mit dem Kirchenoberhaupt zu ermöglichen, habe der Vatikan Belgiens Bischöfe gebeten, das Treffen auf 15 Personen zu beschränken. Teilnehmen werden Männer und Frauen aus allen Provinzen Belgiens und verschiedener Betroffenengruppen. Jeder und jede von ihnen werde die Möglichkeit haben, sich persönlich vor dem Papst zu äußern. Alle anderen wurden eingeladen, einen Brief zu schreiben, der Franziskus persönlich übergeben werde.

Zugleich teilte die Bischofskonferenz mit, derzeit arbeite man an einem neuen Aktionsplan zum Kampf gegen den Missbrauch in der katholischen Kirche. Dieser stütze sich zum Teil auf Empfehlungen von Parlamentsausschüssen, Ergebnisse der Forschungen an der Katholischen Universität Löwen und aus dem Dialog mit Betroffenen. Ziel sei es, den neuen Plan im Herbst zu veröffentlichen. (tmg/KNA)