Schwester Birgit Stollhoff über das Sonntagsevangelium

Marktführer oder Nachfolger – die Sache mit der Konkurrenz

Veröffentlicht am 21.09.2024 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
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Hannover ‐ Konkurrenz belebt das Geschäft – diesen Spruch propagiert die Marktwirtschaft. Doch ist Wettkampf immer gut? Schwester Birgit Stollhoff hat ins Sonntagsevangelium geschaut und sich dazu Gedanken gemacht.

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Konkurrenz belebt das Geschäft – diesen Spruch propagiert zumindest die Marktwirtschaft. Und viele Innovationen sind durch Konkurrenz entstanden. Aber wie gut tut Konkurrenz menschlichen Beziehungen? Darf sie überhaupt sein? Als Geschwisterkind, zumal als mittleres, kann ich nur sagen: Es gibt Konkurrenz auch zwischen den liebsten Menschen, und zwar von der Wiege bis zur Bahre. Dazu gibt es viele Untersuchungen: Kinder sollen nicht gleich sein und werden von Eltern trotz aller Versuche nicht gleich behandelt. Nur so entwickeln schon Kleinkinder ihre jeweiligen Charismen und Fähigkeiten.

Ich merke aber, dass es durchaus einen Unterschied gibt, wie diese Konkurrenz gelebt wird. Und da habe ich zwei Szenen der olympischen Spiele im Kopf: In den olympischen Spielen 2020 waren zwei Hochspringer gleichauf – und haben sich, als Freunde, die sie waren, die Goldmedaille geteilt, jubelnd und sich umarmend. Bei den olympischen Spielen jetzt gab es diese Situation wieder – und einer der Spieler wollte die Entscheidung, wollte wissen, wer der Beste ist. Und wurde zweiter. Für mich stehen dahinter zwei Ansätze von Konkurrenz und Leistungsdenken: Will ich für mich gut sein, eigene Ziele erreichen und lasse mich dazu durch andere anspornen? Dann kann ich mich mit den anderen mitfreuen. Oder will ich besser sein als die anderen, nicht die Bestmarke erreichen, sondern die einzige Beste sein? Dann kann es nur eine:n geben.

Bei den Jüngern im Evangelium ging die Diskussion in die zweite Richtung: Wer ist weiter vorne? Wer ist der Vorderste, der Frommste, der Heiligste? Und das passt Jesus nicht. Glaube fordert Anstrengung und Liebe zu Gott. Die Jünger müssen taff sein, müssen stark sein, sonst werden sie Jesu Ende nicht verkraften. Aber "Erfolg ist keiner der Namen Gottes" – so ein Bonmot. Vertrauen ist ein Name Gottes, Liebe, Rücksicht und Freude – alles, worauf ein Kind existenziell angewiesen ist, um seine Fähigkeiten zu entwickeln. Und deswegen sollen wir uns da am Kind orientieren. Wer sich ganz existenziell und ohne Berechnung aber mit allem Bemühen in die Beziehung zu Jesus eingibt, der wird diese Beziehung auch später erfüllt finden, so ist zumindest Jesu Zusage.

"Einfach mal mit gutem Beispiel voran hinten anstellen." Den Spruch habe ich in der Schweiz (ja, dort!) auf einer Postkarte gelesen. Für mich fasst er das Evangelium gut zusammen. Und spornt doch gleich zum Selbstversuch an!

Evangelium nach Markus (Mk 9,30-37)

Sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa. Er wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er belehrte seine Jünger und sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden das Wort nicht, fürchteten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten auf dem Weg miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat. 

Die Autorin

Sr. Birgit Stollhoff CJ gehört dem Orden Congregatio Jesu (auch bekannt als Mary-Ward-Schwestern) an, ist Leiterin des Jugendpastoralen Zentrums "Tabor" in Hannover und macht derzeit daneben die Ausbildung zur Pastoralreferentin im Bistum Hildesheim.

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