Bericht: In Linz zerstörte Marienfigur soll wieder ausgestellt werden
Die Anfang Juli im Linzer Mariendom zerstörte Skulptur einer gebärenden Gottesmutter soll zu einem späteren Zeitpunkt wieder in Linz ausgestellt werden. Das kündigte die Linzer Theologin Martina Resch am Mittwochabend laut einem Medienbericht bei einer Podiumsdiskussion der Wiener "Akademie am Dom" an. Derzeit befinde sich die Skulptur im Atelier der Künstlerin Esther Strauß, wo "ihre Wunden versorgt" würden. Dem Kunstwerk mit dem Titel "crowning", das die Gottesmutter mit entblößtem Unterleib auf einem Felsen sitzend beim Geburtsakt zeigt, war am 1. Juli und damit nur wenige Tage nach seiner Aufstellung in der Kathedrale von einem bis heute unbekannten Täter der Kopf abgesägt worden.
Wenn die Skulptur nach Linz zurückkehre, solle sie voraussichtlich in einem anderen Rahmen und begleitet von einer öffentlichen Debatte oder einer Veranstaltung gezeigt werden, so Resch weiter. Sie zeigte sich bei der Podiumsdiskussion mit Blick auf den Vandalismusfall schockiert über viele Kommentare, die die Darstellung Mariens in dem Kunstwerk "in den Bereich der Perversion und Pornografie" gerückt hätten. Dies zeuge von einer enormen "patriarchalen Sexualisierung" und davon, dass eine heute eher am theologischen Rand betriebene Mariologie offenbar zum Ort einer anti-freiheitlichen und anti-emanzipatorischen Theologie geworden sei, in der sich patriarchale Tendenzen bis heute hielten und wirkten.
Hebamme: Skulptur zeigt "transzendenten, heiligen Moment"
Die Hebamme Elisabeth Schindegger verteidigte laut dem Bericht in der Diskussion das Kunstwerk gegen Kritik. Das Werk zeige einen ganz besonderen Zeitpunkt der Geburt, bei dem der Kopf des Kindes bereits sichtbar sei, das Kind ansonsten aber noch im Mutterleib stecke. Dies sei ein "Moment zwischen den Welten", der von manchen auch als "transzendenter, heiliger Moment" empfunden und beschrieben werde, sagte die Hebamme. Die Darstellung der Linzer Figur zeige einen "extrem kraftvollen Moment", in dem deutlich werde, "wie viel Kraft in den Frauen liegt". Umso unverständlicher sei ihr, so Schindegger, wie man diese Skulptur als abstoßend und anstößig erachten könne.
Die in Linz lehrende Architekturhistorikerin Anna Minta, die an der Ausstellung der Skulptur beteiligt war, betonte, dass die "crowning"-Figur Teil eines diskursiven Prozesses gewesen sei, mit dem die Darstellung von Frauen im Mariendom habe analysiert werden sollen. Dabei habe sich gezeigt, dass das Bildprogramm "äußerst eindimensional" sei und Maria meist als entrückte, tugendhafte Mutter dargestellt werde. "Uns ging es darum zu zeigen, dass das Leben der Maria vielfältiger und facettenreicher ist", so Minta. Zudem habe man aufzeigen wollen, wie sehr der weibliche Körper über Jahrhunderte ein Spielball männlich konstruierter Tabus gewesen sei. (stz)