Dramatischer Sparappell von Papst Franziskus an die Kardinäle
Mit einem dramatischen Sparappell hat sich Papst Franziskus an die Kardinäle gewandt. In einem am Freitag veröffentlichten Brief an das Kardinalskollegium schreibt der Papst, man habe erkannt, "dass die wirtschaftlichen Ressourcen zur Erfüllung des Auftrags begrenzt sind, und dass man streng und seriös mit ihnen umgehen muss, damit die Mühen derer, die zum Vermögen des Heiligen Stuhls beigetragen haben, nicht vergeudet werden".
Daher seien "weitere Bemühungen aller erforderlich, damit ein Null-Defizit nicht nur ein theoretisches Ideal, sondern ein tatsächlich realisierbares Ziel wird". Um eine Kostenreduktion zu erreichen, fordert der Papst die Kardinäle auf, mit gutem Beispiel voranzugehen. Sie sollten sich auf das Wesentliche beschränken, Überflüssiges vermeiden und klare Prioritäten setzen. "Wir müssen uns klarmachen, dass wir vor strategischen Entscheidungen stehen, die mit großer Verantwortung getroffen werden müssen, um die Zukunft unseres Auftrags zu sichern."
Defizit solidarisch ausgleichen
Deshalb müssten Abteilungen, die einen Überschuss verzeichnen, dazu beitragen, das allgemeine Defizit des Heiligen Stuhls auszugleichen. Nur wenn es eine solche Großzügigkeit im Inneren gebe, könne man auch nach außen gehen und um Zuwendungen bitten. Mit Nachdruck erinnert Franziskus daran, dass die in Rom versammelten Kardinäle unmittelbar vor der Papstwahl im März 2013 eine wirtschaftliche Reform gefordert hätten. Dies wolle er nun erneut in besonderer Weise angehen, so der Papst. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, wie viel Weitsicht die Kardinäle gehabt hätten, als sie eine Reform der Kurie, also der Leitungsorgane des Heiligen Stuhls, forderten.
Abschließend schreibt der Papst: "Ich bitte euch, diese Botschaft mit Mut und Dienstbereitschaft anzunehmen und die begonnenen Reformen mit Überzeugung, Loyalität und Großzügigkeit zu unterstützen." Das am Freitag, 20. September, veröffentlichte Schreiben des Papstes ist auf Montag, 16. September, datiert.
236 Kardinäle und ein Millionen-Defizit
Das Kardinalskollegium besteht derzeit aus 236 Kardinälen; von ihnen haben 123 noch nicht das 80. Lebensjahr vollendet und wären bei einer Papstwahl (Konklave) stimmberechtigt. Die Kardinäle beraten den Papst in wichtigen strategischen Fragen. Vor der Wahl eines neuen Papstes kommt das gesamte Kollegium zu mehrtägigen Beratungen über den Zustand der Kirche und des Vatikans zusammen.
Laut Medienberichten hatte der Heilige Stuhl im vergangenen Jahr ein Haushaltsdefizit von über 80 Millionen Euro. Mit jeweils mehr als 2.000 Angestellten im Vatikanstaat und bei der Römischen Kurie sind Personalkosten die bei weitem wichtigste Ausgabe. Spenden aus aller Welt sowie die Einnahmen aus Kapitalanlagen, Vermietungen, Eintrittsgeldern und Gewinnen der Vatikanbank reichen seit einigen Jahren – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – nicht mehr aus, um die Ausgaben auszugleichen. Das Defizit wuchs allein im Jahr 2023 um 5 Millionen Euro. (KNA)