"Tatort" Kloster: Ein Mordfall zwischen Gebet und Kameras
Im vergangenen Jahr erlebte das ehemalige Trappistenkloster Mariawald in der Eifel einen ungewöhnlichen Besuch: Ein Filmteam drehte dort eine Folge des beliebten "Tatort". Pfarrer Rose, der geistliche Leiter des Klosters, erinnert sich lebhaft an die intensive Zeit der Dreharbeiten. "Das war eine aufregende Zeit", beschreibt Rose das Ereignis, bei dem das gesamte Kloster als Kulisse diente. Der Kontakt kam überraschend zustande: "Die Produktionsfirma meldete sich im Sommer bei uns und suchte kurzfristig einen Drehort für den Herbst. Ein Kloster war gewünscht – und die Auswahl an Klöstern, in denen man drehen kann, ist in Norddeutschland mittlerweile begrenzt."
Bevor die Kameras filmten, waren viele Parteien einzubeziehen: das Bistum, der Trägerverein, die Betreibergesellschaft und nicht zuletzt Pfarrer Rose selbst. Alle gaben grünes Licht, und das Filmteam bereitete sich zwei Wochen lang auf den Dreh vor. "Es gab Vorgespräche, Besichtigungen und umfangreiche Vorbereitungen, bevor das eigentliche Filmteam anrückte." Während der anschließenden vier Wochen Drehzeit waren viele Herausforderungen zu meistern. Rose achtete darauf, dass während der Eucharistiefeiern nicht gefilmt wurde. Auch die Mittagspausen des Teams fanden aus Rücksicht auf den klösterlichen Alltag draußen statt. "Wir hatten ein Riesenglück, dass wir durchgehend gutes Wetter hatten", so Rose.
Eine besondere Herausforderung war es, die heiligen Orte des Klosters zu schützen. "Der Tabernakel war während der Dreharbeiten in der Kirche leer, um jede Störung zu vermeiden", erklärt Rose. "Das Allerheiligste wurde in eine der zahlreichen Klosterkapellen ausgelagert." Er selbst war eng in die Produktion eingebunden und übernahm sogar eine Nebenrolle – aber nicht als Priester. "Das war praktisch, weil ich so immer vor Ort sein und fachlich beraten konnte."
Während der Dreharbeiten ergaben sich auch zahlreiche Gelegenheiten für spirituelle Gespräche. Rose berichtet, dass er die Möglichkeit hatte, intensiv mit den Schauspielern, der Crew und den Komparsen über den Glauben zu sprechen. "Es war wirklich ein Geben und Nehmen. Dieses Miteinander, diese vielen Gespräche. Ich habe auch zwischendurch immer wieder mal Seelsorgegespräche geführt. In einem Filmteam mit rund 100 Leuten gibt es auch Probleme: Krankheiten, Beziehungsprobleme oder den Verlust eines geliebten Menschen. Da war es schön, dass ich in solchen Momenten Unterstützung bieten konnte."
Spirituelle Gespräche und seelsorgerische Aufgaben
Pfarrer Rose betont, dass der Dreh für alle Beteiligten eine wertvolle Erfahrung war, die weit über das eigentliche Filmen hinausging. Besonders der inhaltliche Austausch mit den Schauspielern und dem Regisseur habe ihm gezeigt, wie wichtig es ist, auch bei ernsten Themen wie dem Missbrauch in der Kirche sensibel vorzugehen. "Wir haben viel darüber gesprochen, wie man solch ein heikles Thema darstellt, ohne es zu trivialisieren", sagt Rose.
Trotz der Ernsthaftigkeit des Tatort-Themas kam der Humor nicht zu kurz. Rose erzählt lachend von einer Szene, bei der der Schauspieler das "Vaterunser" nicht korrekt wiedergeben konnte. "Wir haben mit allen Komparsen das Gebet geübt. Dann ging der Dreh los. Aber es hat nicht funktioniert, weil der Schauspieler das Vaterunser nicht korrekt konnte." Diese kleinen Momente brachten trotz des ernsten Themas eine gewisse Leichtigkeit in die Arbeit.
Rose zeigte sich beeindruckt von der Genauigkeit, mit der die Dreharbeiten durchgeführt wurden. "Es ist unglaublich, wie viel Aufwand in so einer Produktion steckt. Vom Aufbau der Requisite über die Beleuchtung bis hin zur Kostümierung – alles muss bis ins kleinste Detail stimmen", berichtet er. Besonders die Frage, welche Kleidung Priester und Bischöfe zu verschiedenen Anlässen tragen, wurde minutiös geklärt. "Ich konnte viel darüber lernen, was hinter den Kulissen eines Films geschieht und gleichzeitig mit meinem Fachwissen über die Liturgie helfen, den Dreh so authentisch wie möglich zu gestalten."
Ob es ein weiteres Mal Dreharbeiten im Kloster geben wird? Rose schließt es nicht aus: „Das Kloster steht momentan noch leer – ein Paradies für Filmteams. Es könnte also durchaus weitere Anfragen geben.“
Die Dreharbeiten haben das Kloster belebt. Einige Komparsen besuchen nun regelmäßig die Gottesdienste, andere fragten bereits nach Taufen oder Trauungen. Besonders stolz ist Rose darauf, dass manche Glaubensfragen durch den Dreh wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen gerückt sind. ""Im Vorfeld gab es auch harte Kritik daran, wie man in einem ehrwürdigen Kloster drehen könnte. Ich glaube jedoch nicht, dass der Film das Kloster negativ beeinflussen konnte. Vielmehr denke ich, dass der Ort der Filmcrew und auch dem Regisseur Lars Kraume etwas Positives mitgeben konnte, was er in den Film einfließen ließ. Vielleicht spüren es ja auch die Fernsehzuschauer zuhause am ersten Advent."
Public Viewing wird es wahrscheinlich nicht geben. "Da spielt bei uns das Wetter in der Eifel nicht mit", so Rose. Doch unabhängig davon ist er überzeugt, dass die Dreharbeiten dem Kloster und der Gemeinde einen bleibenden positiven Impuls gegeben haben. Zwei Wochen später, am dritten Advent, möchte er Original-Requisiten vom Dreh nach der Messe am Kloster gegen Spende zum Mitnehmen anbieten. Der Erlös soll passend zum Thema des Tatorts Kindern zu Gute kommen.
Tatort: Schweigen
Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) verbringt nach dem Tod seiner Kollegin Grosz (Franziska Weisz) eine Auszeit im abgelegenen Kloster St. Joseph, als der Pastor der Gemeinde bei einem Brand ums Leben kommt. In dessen Nachlass findet sich kinderpornographisches Material, was Falke und seine Kollegin vor Ort, Eve Pötter (Lena Lauzemis), in dem Verdacht bestätigt, dass der Brand absichtlich gelegt worden sein könnte.