Kohlgraf: Synodalität wird in der Kirche oft falsch verstanden
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sieht das eigentliche Anliegen der Synodalität in der katholischen Kirche oft falsch verstanden. Er frage sich, warum der Begriff in der Kirche für viele negativ konnotiert sei, sagte er in einem Grußwort vor der Synode der alt-katholischen Kirche am Freitag in Mainz. Nach Kohlgrafs Ansicht hat Synodalität heute stark an Bedeutung gewonnen. Sie sei "nicht nur ein Konzept, sondern der Kern dessen, was Kirchen sein sollen und wie wir Christen sein wollen".
Die bisweilen in Rom vertretene Auffassung, es gehe in Deutschland beim Synodalen Weg nicht um Evangelisierung, sondern um Strukturen, sieht er als Missverständnis an. "Und wenn es nur um Strukturen ginge, würde sich niemand so aufregen", so Kohlgraf weiter. Nach seiner Ansicht wäre es angesichts der gesellschaftlichen Situation heute ein starkes Signal, wenn die Kirche glaubwürdig synodale Elemente anerkennen würde. Kohlgraf würdigte die alt-katholische Kirche und ihrer Art, Synodalität zu praktizieren: "In der Frage der Synodalität können wir voneinander lernen und uns gegenseitig bereichern."
Zusammenhang von Synodalität und Demokratie
Am Vortag hatte der alt-katholische Bischof Matthias Ring betont, dass Synodalität und Demokratie eng zusammenhängen und sich gegenseitig befruchten. "So wenig ich persönlich in einer Kirche leben möchte, in der einige wenige sagen, wo es lang geht, so wenig möchte ich in einem Staat leben, der so funktioniert. Es wäre für mich nicht nachvollziehbar, wenn Alt-Katholiken Synodalität bejahen und gleichzeitig zuschauen, wie das demokratische Gemeinwesen mutwillig ruiniert wird oder am Ende noch daran mitwirken - und sei es nur mit dem Wahlzettel", so Ring.
Die Synode des Bistums der Alt-Katholiken ist das höchste beschlussfassende Gremium der alt-katholischen Kirche in Deutschland. Sie tagt von Donnerstag bis Sonntag in Mainz. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Befassung mit der alt-katholischen Identität und der Umgang mit Kirchenmitgliedern, die Mitglied einer gesichert rechtsextremistischen Partei oder Organisation sind. Ein Antrag sieht vor, solchen Mitgliedern die passiven synodalen Rechte zu entziehen. Die alt-katholische Kirche in Deutschland entstand in den 1870er-Jahren in Abgrenzung zu den Beschlüssen des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) zur Unfehlbarkeit und zum Jurisdiktionsprimat des Papstes. Zum deutschen Bistum gehören knapp 16.000 Mitglieder in 60 Pfarrgemeinden. (KNA)