Zeitung: Schock-Werner soll Kölner Dombauverein führen
Die frühere Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner soll offenbar neue Präsidentin des Zentral-Dombau-Vereins werden. Laut "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag) steht die 77-Jährige als Nachfolgerin des im Mai aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Michael Kreuzberg so gut wie fest.
Damit käme es bei der Neubesetzung des Präsidentenpostens beim wichtigsten Finanzier für den Erhalt der weltberühmten gotischen Kathedrale zu einer doppelten Premiere in der mehr als 180-jährigen Vereinsgeschichte: Schock-Werner, die zuletzt die deutschen Hilfen beim Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre Dame koordinierte, wäre die erste Frau an der Spitze des ZDV.
Erfahrung und Leidenschaft für den Dom
Außerdem würde der Verein zum ersten Mal von einer Person geführt, die zuvor die Dombauhütte geleitet hat – von 1999 bis 2012. Die bisherigen 14 Präsidenten waren zumeist Politiker, Juristen oder auch Banker.
Sollte die Mitgliederversammlung des ZDV am kommenden Samstag Schock-Werner in den Gesamtvorstand wählen, würde sie automatisch auch neue Präsidentin der 1842 gegründeten Organisation, so die Zeitung weiter. Das habe der Gesamtvorstand bereits Mitte August einstimmig in einem entsprechenden Vorratsbeschluss entschieden. Man sei sich einig, dass die Architektin und Kunsthistorikerin mit ihrer Erfahrung und ihrer Leidenschaft für den Dom wie für Köln die richtige Besetzung sei.
Nach den Statuten des ZDV, die auf einer nach wie vor gültigen "Kabinettsorder" des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795 bis 1861) beruhen, werden die Mitglieder des 44 Personen umfassenden Gesamtvorstands für jeweils 16 Jahre gewählt. Geborene Mitglieder sind unter anderem die Kölner Oberbürgermeisterin, der Erzbischof und der amtierende Dombaumeister. Seinen Präsidenten bestimmt das Gremium aus den eigenen Reihen.
Schock-Werner sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger", sie wolle der Entscheidung der Mitglieder nicht vorgreifen, würde sich aber im Falle ihrer Wahl sehr auf die neue Aufgabe freuen. Sie habe eine Reihe von Ideen, "wie man den ZDV wieder populärer machen könnte".
Wesentlicher Finanzier beim Erhalt des Doms
Der ZDV mit seinen 17.500 Mitgliedern ist wesentlicher Finanzier beim Erhalt der 1880 vollendeten gotischen Kathedrale. Von den jährlichen Kosten der Dombauhütte, die Dombaumeister Peter Füssenich mit rund acht Millionen Euro angibt, übernimmt der ZDV 60 Prozent. Er erhält sein Geld vor allem aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Patenschaften und Vermächtnissen, bekommt aber auch Ausschüttungen der staatlichen Lotterie.
Das Erzbistum Köln gibt für den Dom jährlich 2,4 Millionen Euro aus. In der Summe ist der liturgische Dienst inbegriffen. Vom Land Nordrhein-Westfalen als Rechtsnachfolger des Staates Preußen kommt rund eine Million Euro. Die Stadt Köln hilft mit Beiträgen zur Renovierung sowie der Erstattung von Grundsteuer, Straßenreinigungs- und Abwassergebühren. Das macht insgesamt etwa 200.000 Euro aus. (KNA)