UN-Organisation nimmt vier weitere christliche Pilgerrouten in Welterbe auf

Unesco erweitert Weltkulturerbe der Jakobswege

Veröffentlicht am 06.07.2015 um 13:52 Uhr – Lesedauer: 
Kultur

Bonn ‐ Die Unesco hat die Welterbestätte "Pilgerweg nach Santiago de Compostela" um vier christliche Pilgerrouten in Nordspanien erweitert. Dazu gehören die Routen an der Atlantikküste, im Baskenland, in der Region La Rioja und in der Bergregion Liebana.

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Das gemeinsame Ziel, das alle historischen Wege der Pilgerroute verbindet, ist das Grab des Apostels Jakobus des Älteren in Santiago im nordspanischen Galicien. Nach der Entdeckung des Grabes im neunten Jahrhundert wurde Santiago neben Rom und Jerusalem zum dritten Hauptziel christlicher Pilgerfahrten.

Die Hauptroute des Jakobsweges in den spanischen Pyrenäen zählt bereits seit 1993 zum Welterbe der Menschheit. 1998 nahm die Unesco auch die französischen Pilgerstraßen nach Santiago in die Welterbeliste auf.

Europaweites Netz von Straßen und Wegen

Der Jakobsweg ist ein europaweites Netz von Straßen und Wegen. Seit dem neunten Jahrhundert führt er Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und schließlich Frankreich zum angeblichen Jakobus-Grab. Im Mittelalter erstreckten sich die Tagesetappen meist von einem "heiligen Ort", an dem Reliquien verehrt wurden, zum nächsten.

Dossier: Pilgern: Auf dem Weg zu Gott

Die Nähe Gottes spüren - das ist das Ziel vieler Gläubiger, die sich zu religiösen Stätten in aller Welt aufmachen. Jährlich begeben sich etwa 40 Millionen Christen auf eine Pilgerreise. Katholisch.de stellt die Tradition der Wallfahrt, wichtige Bräuche und bekannte Pilgerziele vor.

Neben den fast zahllosen Verästelungen und Zubringern gab es (je nach Zählung) vier bis sechs Hauptrouten durch Frankreich. Der "Weg der Deutschen", die "Via Lemovicensis", ging von Vezelay in Burgund aus und war der Hauptweg für Pilger aus Nord- und Westdeutschland sowie aus Osteuropa.

Johannes Paul II. rief zur Wiederbelebung der Jakobswege auf

Der sogenannte Küstenweg für Engländer und Iren verlief entlang der französischen Atlantikküste bis nach Spanien. Weiter östlich verliefen die "Via Turonensis" über Paris, Tours und Bordeaux, die "Podiensis" über Le Puy und Conques, die "Tolosana" über Arles und Toulouse sowie der sogenannte Pyrenäenweg über Beziers und Foix.

Seit 1982 Papst Johannes Paul II. und 1987 der Europarat zur Wiederbelebung der Jakobswege aufriefen, hat auf dem ganzen Kontinent eine Renaissance dieser "europäischen Kulturbewegung" eingesetzt, wie die von Jahr zu Jahr steigende Zahl von Pilgern belegt. Allerdings spielen neben religiösen auch immer mehr touristische und sportliche Motive eine Rolle. (KNA)