Feige zum Jahrestag von Halle-Attentat: Antisemitismus entgegentreten
Am fünften Jahrestag des Terrorangriffs auf die Synagoge in Halle hat der Magdeburger Bischof Gerhard Feige Staat und Zivilgesellschaft zum entschiedenen Eintreten gegen Judenhass aufgerufen. "Dieses Verbrechen hat überdeutlich gezeigt, wie gefährlich der immer noch untergründig schwelende und inzwischen immer offener zutage tretende Antisemitismus in unserer Gesellschaft ist", sagte Feige der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Es bleibe eine Herausforderung.
Auch unter Christen gebe es antijüdische Vorbehalte und "noch manche tiefsitzende Ressentiments", räumte er unter Berufung auf Religionssoziologen ein. Und das, obwohl die Kirchen jeglicher Form von Antijudaismus und Antisemitismus schon seit Jahrzehnten eine klare Absage erteilten. Feige rief dazu auf, sich mehr Wissen über das Judentum anzueignen, Kontakte zu Synagogengemeinden zu suchen und mit deren Mitgliedern ins Gespräch zu kommen. "Nur so können immer noch vorhandene Klischees und Vorurteile abgebaut werden und menschenfreundliche Beziehungen entstehen."
Zwei Tote – beinahe ein Blutbad
Vor fünf Jahren, am 9. Oktober 2019, hatte ein Rechtsextremist mit Waffengewalt versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen, um ein Blutbad unter Jüdinnen und Juden anzurichten. Zu der Zeit waren mehr als 50 Menschen dort versammelt, um den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zu feiern. Als er nicht in die Synagoge kam, erschoss er eine Passantin davor, danach einen Maler-Azubi in einem nahen Döner-Imbiss und verletzte auf seiner Flucht weitere Menschen, zwei davon schwer. Der Attentäter filmte seine Taten und streamte sie live im Internet.
Das Oberlandesgericht Naumburg sprach den Täter des zweifachen Mordes, des versuchten Mordes in mehr als 60 Fällen und der Volksverhetzung schuldig. Es verurteilte ihn zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. (KNA)