Ladislav Nemet wird erster Purpurträger in der Geschichte Belgrads

Zeitung: Nach Kardinalsernennung – Stepinacs Heiligsprechung unsicher

Veröffentlicht am 10.10.2024 um 12:06 Uhr – Lesedauer: 

Zagreb ‐ Mit Ladislav Nemet erhält Belgrad zum ersten Mal einen Kardinal. Die Entscheidung des Papstes überraschte – und scheint eine neue Botschaft auch mit Blick auf die Heiligsprechung des kroatischen Kardinals Alojzije Stepinac zu sein.

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Mit der jüngsten Entscheidung des Papstes, den Erzbischof der serbischen Hauptstadt Belgrad, Ladislav Nemet, zum Kardinal zu ernennen, könnte die Heiligsprechung des umstrittenen kroatischen Kardinals Alojzije Stepinac einen Rückschlag erlitten haben. Das geht aus einem Bericht des kroatischen Internetportals "Telegram" vom Montag hervor.  

Der künftige Belgrader Kardinal, der unter anderem Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) ist, genieße allerdings bei den in Serbien lebenden Kroaten keine große Sympathie, da er bisher keine besonders engen Beziehungen zu ihnen unterhalten habe, so ein namentlich nicht genannter Geistlicher in dem Zeitungsbericht. "Noch schlimmer ist die Situation jedoch, wenn man über die Beziehung von Erzbischof Nemet zur Heiligsprechung von Kardinal Alojzije Stepinac spricht", heißt es darin weiter. Deshalb werde er sich wahrscheinlich nicht den Bemühungen der orthodoxen Kirche widersetzen, die Heiligsprechung zu verhindern. Mit der Ernennung wolle der Papst seine Position in den Gesprächen mit Moskau stärken. Zudem stärke er damit auch die Position der katholischen Kirche in Belgrad, dem Sitz der serbischen Orthodoxie. 

Unklarheiten im Heiligsprechungsprozess 

Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte am Sonntag überraschend die Erhebung von 21 Kirchenmännern in sein Kardinalskollegium bekannt gegeben. Das Konsistorium zur Kreierung der neuen Kardinäle findet am 8. Dezember in Rom statt.  Die Erhebung Nemets zum Kardinal sorgte gerade in den Kirchen von Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien für Überraschung. Bis 1994 war der Kardinalshut auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien traditionell dem Erzbischof der kroatischen Hauptstadt Zagreb vorbehalten. Dessen derzeitiger Erzbischof Dražen Kutleša, der seit einem Jahr an der Spitze des dortigen Erzbistums steht, stand bislang nicht auf der Liste der künftigen Purpurträger. Stattdessen fiel die Wahl auf die serbische Hauptstadt Belgrad, die mit Nemet, einem Ordensmann der Steyler Missionare, den ersten Kardinal in ihrer Geschichte erhält. 

Stepinac (1898-1960) war von 1937 bis zu seinem Tod Erzbischof von Zagreb. Bis heute umstritten ist seine Haltung zum faschistischen Ustascha-Regime im Zweiten Weltkrieg. Kritiker werfen ihm eine mindestens moralische Mitverantwortung an den damals in Kroatien begangenen Verbrechen vor. Unterstützer des Kardinals verweisen dagegen darauf, dass er Notleidende und Verfolgte insbesondere in der Kriegszeit unterstützt habe. Papst Johannes Paul II. sprach Stepinac 1998 als Märtyrer selig. Papst Franziskus hatte 2019 betont, Stepinac sei ein Mann mit Tugenden gewesen, weshalb die Kirche ihn seliggesprochen habe, es gebe aber noch offene historische Punkte im Heiligsprechungsprozess, die noch untersucht werden müssten. (mtr)