Umfangreiche Erweiterung des Kollegiums: Das sind die 21 Neu-Kardinäle
21 Geistliche wird Papst Franziskus am 8. Dezember zu Kardinälen erheben. Dies gab er am Sonntag bekannt. 20 von ihnen dürften derzeit an einer Papstwahl teilnehmen, da sie das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Eine Übersicht der designierten Kardinäle mit Kurzbiografien.
Erzbischof Angelo Acerbi (99), Priester seit 1948, trat 1956 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls und arbeitete an den päpstlichen Vertretungen in Kolumbien, Brasilien, Frankreich, Japan und Portugal sowie in der außenpolitischen Abteilung des Staatssekretariats. Papst Paul VI. ernannte ihn 1974 zum Pro-Nuntius in Neuseeland sowie zum Apostolischen Delegaten im Pazifischen Ozean und erhob ihn zum Erzbischof. Johannes Paul II. schickte ihn als Nuntius nach Kolumbien. Dort nahm ihn eine Guerilla-Organisation mehrere Wochen lang als Geisel. Später vertrat der Italiener den Heiligen Stuhl in Ungarn, Moldawien und den Niederlanden. Von 2001 bis 2015 war er Prälat des Malteserordens.
Carlos Castillo Mattasoglio (74) ist seit 2019 Erzbischof der peruanischen Hauptstadtdiözese Lima. Nach Studien in Rom und der Priesterweihe im Jahr 1984 lehrte er in Lima als Theologieprofessor. In seinem Heimatland Peru arbeitete Castillo auch in der Hochschulseelsorge und engagierte sich als Pfarrer in der Jugendarbeit. Von Papst Franziskus zum Erzbischof der Hauptstadtdiözese ernannt, sprach er sich 2021 für die Anerkennung des Wahlsiegs des linksgerichteten Präsidentschaftskandidaten Pedro Castillo aus. Der Erzbischof von Lima will Laien die Verantwortung für die Leitung von Pfarreien geben, weiß aber, dass das mit dem Kirchenrecht aktuell nicht zu vereinbaren ist. Als Kardinal dürfte er aber den progressiven Einfluss an der Kirchenspitze verstärken.
Erzbischof Vicente Bokalic Iglic (72) hat einen ungewöhnlichen Werdegang hinter sich: Wenige Monate nach seinem Amtsantritt ernannte ihn Papst Franziskus 2013 zunächst zum Bischof der argentinischen Diözese Santiago del Estero. Im Juli 2024 wertete der Papst das kleine Bistum dann in einem überraschenden Schritt zum "Primatssitz von Argentinien" auf. Den Titel besaß seit 1936 das Erzbistum der Hauptstadt Buenos Aires. Die Entscheidung gilt als historische Wiedergutmachung, denn Santiago del Estero ist der älteste kirchliche Sitz auf argentinischem Boden. Dies passt auch zu Franziskus' Linie, die "Ränder der Kirche" stärker wahrzunehmen. Der neue Primas von Argentinien ist auch Mitglied der Kongregation der Mission (CM), einer ordensähnlichen Gemeinschaft.
Erzbischof Luis Gerardo Cabrera Herrera (68) ist Leiter der Erzdiözese Guayaquil in Ecuador und Vorsitzender der dortigen Bischofskonferenz. Er gehört dem Franziskanerorden an – einer Gemeinschaft, der Franziskus große Sympathien entgegenbringt. Für seinen Orden war Cabrera in führenden Positionen tätig. Priester seit 1983, ernannte ihn Papst Benedikt XVI. 2009 zum Erzbischof von Cuenca, bevor ihn Franziskus 2015 auf seinen jetzigen Posten in Guayaquil versetzte. Bekannt wurde Cabrera, als er sich 2012 mit Ecuadors Präsident Raffael Correa anlegte, als dieser religiöse Bilder aus Krankenhäusern entfernen ließ. Zudem machte er sich als Fürsprecher der Indigenen in seinem Land einen Namen.
Fernando Natalio Chomali Garib (67), Erzbischof von Santiago de Chile, arbeitete zunächst einige Jahre als Ingenieur, bevor er sich der Theologie zuwandte und 1991 zum Priester geweiht wurde. Es folgten Studien der Moraltheologie und Bioethik in Rom. Anschließend lehrte Chomali, der sich selbst als Nachfahren von Palästinensern bezeichnet, an der Päpstlichen Katholischen Universität von Chile. 2011 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Concepcion. Dessen Nachfolger Franziskus versetzte ihn 2023 an die Spitze des Hautstadtbistums. Im Missbrauchsskandal der Kirche in Chile vertrat er eine klare Linie für die Aufarbeitung der Verbrechen von Geistlichen.
Tarcisio Isao Kikuchi (65) stammt von Rom aus gesehen, wie einst der Argentinier Franziskus, vom anderen Ende der Welt. 2017 ernannte der Papst den Japaner zum Erzbischof von Tokio. Zwei Jahre später bereiste Franziskus selbst das Land – erklärtermaßen ein Herzenswunsch des Papstes – und wurde von Kikuchi empfangen. Katholiken sind in Japan eine winzige Minderheit. Gleichwohl ist Kikuchi, der zur Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare gehört, in der Weltkirche gut vernetzt. 2014 nahm Franziskus den damaligen Bischof von Niigata in die Vatikan-Behörde für die Evangelisierung der Völker auf. Seit 2022 ist Kikuchi zudem Vorsitzender der Japanischen Bischofskonferenz. Im Jahr darauf wurde er zum Präsidenten von Caritas Internationalis gewählt.
Pablo Virgilio Siongco David (65) ist seit 2016 Bischof von Kalookan auf den Philippinen, einem von nur zwei mehrheitlich katholischen Ländern in Asien. Seine Priesterweihe empfing er 1983 während der Diktatur von Ferdinand Marcos und studierte in Belgien an der Katholischen Universität Louvain sowie in Jerusalem. Er gilt als Bibelexperte und hat mehrere Bücher über die Heilige Schrift vorgelegt. In seiner Heimat trat er außerdem als scharfer Kritiker des autoritären Präsidenten Rodrigo Duterte hervor, der ihn 2018 des angeblichen Drogenkonsums bezichtigte. David, den Franziskus 2015 zum Bischof von Kalookan in der Hauptstadtregion Manila ernannte, leitet außerdem die Philippinische Bischofskonferenz.
Ladislav Nemet (68) hat in seinem Leben als Geistlicher viele Stationen durchlaufen, bevor Papst Franziskus ihn 2022 zum Erzbischof in der serbischen Hauptstadt Belgrad ernannte. Dort führt er die kleine katholische Minderheit. Für seine Ordensgemeinschaft, die Steyler Missionare, übernahm der zur ungarischen Minderheit gehörende Nemet Funktionen auf den Philippinen, in Polen, Österreich, Kroatien und Ungarn. 2008 wurde er Bischof von Zrenjanin. Darüber hinaus war er an der Ständigen Vertretung des Heiligen Stuhls bei der UNO in Wien tätig. Heute ist Nemet neben seinem Amt als Erzbischof auch Vorsitzender der über mehrere Balkanländer verteilten "Bischofskonferenz der Heiligen Kyrill und Method" und Vizepräsident des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen.
Der Erzbischof des brasilianischen Porto Alegre, Jaime Spengler (64), ist ein amtliches Schwergewicht der Kirche in Südamerika. Als Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM ist der von deutschen Auswanderern abstammende Franziskaner eine der wichtigsten katholischen Stimmen auf dem Kontinent. Daneben leitet Spengler seit 2023 auch die Bischofskonferenz in Brasilien, dem Land mit der weltweit größten katholischen Bevölkerung. Nach seiner Priesterweihe 1990 bekleidete er eine Reihe kirchlicher und akademischer Aufgaben. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn 2010 zum Weihbischof in Porto Alegre, drei Jahre später folgte unter Franziskus die Beförderung zum Erzbischof. Bei einem Vorbereitungstreffen in Bogota zur derzeitigen Weltsynode rief er die Teilnehmer zu mutigen Veränderungen in der Kirche auf.
Vor drei Monaten hat Ignace Bessi Dogbo (63) das Amt des Erzbischofs von Abidjan angetreten. Die Erzdiözese umfasst den größten städtischen Ballungsraum der Elfenbeinküste mit ihren großen sozialen Herausforderungen. Das Land steht aber auch für das Zusammenleben verschiedener Glaubensrichtungen, die Bevölkerung gliedert sich zu ungefähr gleichen Teilen in Christen, Muslime und Anhänger westafrikanischer Religionen. Dogbo, der seit 1987 Priester ist, sammelte sowohl Erfahrungen in der akademischen Lehre wie im Pfarrdienst. 2004 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Katiola. Von 2017 bis 2023 war er zudem Präsident der Bischofskonferenz seines Landes.
Jean-Paul Vesco (62) ist seit Februar Erzbischof von Algier. Geboren in Lyon, arbeitete der studierte Jurist zunächst mehrere Jahre als Rechtsanwalt in Paris, bevor er den Dominikanern beitrat und 2001 Priester wurde. Nach Studien an deren Konvent St. Etienne in Jerusalem zog er ins algerische Tlemcen, um eine neue Niederlassung seines Ordens zu gründen. 2012 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Oran; 2021 bestellte Franziskus ihn zum Erzbischof in der algerischen Hauptstadt. Vesco trat als erster Bischof der Vatikan-Sportmannschaft "Athletica Vaticana" bei. Der passionierte Marathonläufer lief laut eigenen Angaben 1989 in New York seine persönliche Bestzeit von 2:52 Stunden.
Paskalis Bruno Syukur (62) ist seit 2014 Bischof von Bogor in Indonesien, das der Papst erst im September besuchte. Er empfing 1992 die Priesterweihe. Wie weitere frischgekürte Kardinäle gehört Syukur den Franziskanern an. Ab 2001 war er deren Provinzial in Indonesien und seit 2009 der Asien- und Ozeanienbeauftragte des Generalrats der Franziskaner in Rom. 2019 ernannte ihn der Papst als Ordensmann für fünf Jahre zum Mitglied der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens.
Als Erzbischof von Teheran-Isfahan wirkt Dominique Joseph Mathieu (61) an einem Brennpunkt der gegenwärtigen Krise im Nahen Osten. Die kleine lateinische Gemeinde im Iran spielt jedoch politisch keine direkte Rolle, die Mehrheit der iranischen Katholiken gehört zur chaldäisch- und zur armenisch-katholischen Kirche. Auch Mathieu ist Franziskaner. Für seinen Orden erfüllte der 1989 zum Priester geweihte Belgier international eine Reihe von Aufgaben, unter anderem als Novizenmeister in der Provinzkustodie des Orients und des Heiligen Landes im Libanon. Mathieu hat Arabisch studiert. Das Erzbistum mit Sitz in der Hauptstadt Teheran leitet er seit 2021.
Roberto Repole (57) leitet seit 2022 als Erzbischof von Turin eine der ältesten Diözesen der katholischen Kirche, die traditionell mit der Kardinalswürde verbunden ist. Nach der Priesterweihe 1992 war Repole zunächst kurze Zeit in der Gemeindeseelsorge tätig. Seither lehrte er an verschiedenen Seminaren und Hochschulen Theologie. Von 2011 bis 2016 war er Vorsitzender der Italienischen Theologenvereinigung. Im Vatikan gehört er einer Agentur für Qualitätskontrolle theologischer Ausbildungsstätten an, in Turin unter anderem der Ökumenekommission. In der Italienischen Bischofskonferenz arbeitet er in der Bildungskommission mit.
Der gebürtige Sizilianer Baldassarre Reina (53) ist seit 2022 für Papst Franziskus die Schlüsselfigur bei der Neuordnung seines Bistums Rom. Gleichzeitig mit der Ankündigung des Kardinalstitels ernannte er ihn am Sonntag zum Generalvikar in Italiens Hauptstadtbistum. Damit endet eine streckenweise unübersichtliche Übergangszeit, die unter anderem zur Versetzung des langjährigen Bistumsleiters, Kardinal Angelo De Donatis, und weiteren Umbesetzungen an der Bistumsspitze führte. Im Hintergrund spielte der nicht restlos aufgeklärte Skandal nach Missbrauchsvorwürfen gegen den lange von De Donatis gestützten einstigen Jesuitenpater Marco Rupnik eine Rolle. Mit der Ernennung zum Generalvikar und Kardinal rückt Reina eindeutig und unanfechtbar an die Spitze der umfangreichen Verwaltung und des sehr zahlreichen Klerus in Rom vor. Falls er sich bewährt, kann er dort dem Papst den Rücken für andere Herausforderungen frei halten.
Der Erzbischof von Toronto, Francis Leo (52), hat wie Papst Franziskus italienische Vorfahren – seine Eltern kamen als Kinder mit ihren Familien nach Kanada. Nach der Priesterweihe 1996 arbeitete er zunächst in der Pfarrseelsorge und als Religionslehrer. Es folgten eine Ausbildung an der Päpstlichen Diplomatenakademie und Einsätze im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls in Australien und Hongkong. Anschließend kehrte er nach Kanada zurück und übernahm in Montreal verschiedene Aufgaben, unter anderem im Bereich Kirchenrecht und als Vizepräsident des diözesanen Werkes für die geistlichen Berufungen. Von 2015 bis 2021 war er Generalsekretär der Kanadischen Bischofskonferenz. Papst Franziskus ernannte ihn 2022 zum Weihbischof in Montreal, im folgenden Jahr übertrug er ihm das Erzbistum Toronto.
Mit dem Kardinalstitel für den litauischen Erzbischof Rolandas Makrickas (52) zeigt Papst Franziskus, dass er dem langjährigen Vatikandiplomaten volles Vertrauen bei der Aufgabe schenkt, die Verhältnisse an der Papstbasilika Santa Maria Maggiore in Rom neu zu ordnen. Formal amtiert dort noch der polnische Kardinal Stanislaw Rylko (79), doch hat Makrickas die Leitung in der Lieblingskirche des Papstes übernommen und für Ordnung gesorgt. Franziskus hatte Makrickas im Dezember 2021 zum "außerordentlichen Kommissar" für die in Turbulenzen geratene Basilika ernannt. Zudem erhielt er die Aufgabe, das Leben der zur Basilika gehörenden Geistlichen neu zu ordnen, damit die Kirche wieder zu einem Zentrum der Seelsorge in Rom werden konnte. Bevor der Papst ihn für diese Aufgabe auswählte, war er als Vatikan-Diplomat unter anderem in Georgien, Schweden und in den USA tätig, später wechselte er in die Allgemeine Abteilung des vatikanischen Staatssekretariats.
Bischof Mykola Bychok (44) von der ukrainischen Eparchie Sankt Peter und Paul in Melbourne ist der Jüngste im Kreis der neu ernannten Kardinäle und einer der jüngsten berufenen Senatoren des Papstes in der Neuzeit. Der Redemptoristenpater hat im Juli 2021 seine Aufgabe in Australien übernommen. Auch wenn Bychok nun als Ukrainer im Kardinalskollegium eine große Ausnahme bildet: Der Geistliche lebt seit Jahren "Down under" und ist dort eingebürgert. Daher kann er eher als Australier denn als Europäer gelten.
Der Dominikanerpater Timothy Peter Joseph Radcliffe (79) konnte schon bei den Einkehrtagen der aktuell tagenden Weltsynode sein theologisches Format zeigen – und seinen englischen Humor. Der aus London stammende Theologe, von 1992 bis 2001 Generalmeister der Dominikaner, ist in der über 800-jährigen Geschichte seines Ordens der einzige Brite, der dieses Amt innehatte. Im Jahr 2000 galt Radcliffe als ein Kandidat für die Nachfolge von Kardinal Basil Hume als katholischer Erzbischof von Westminster. 2003 wurde er Ehrendoktor der Universität Oxford. Bei den Besinnungstagen der Weltsynode sprach er vom post-westlichen Zeitalter und Spannungen in der Kirche. Zugleich stimmte der kirchliche Querdenker die Teilnehmenden auf Großes ein: "Wir sind nicht hier, um eine karge Mahlzeit einzunehmen, sondern um die Haute Cuisine des Reiches Gottes zu genießen."
Pater Fabio Baggio (59) ist als Generaldirektor des neuen ökologischen Studienzentrums "Laudato Si" mit einem der wichtigsten Projekte des umweltbewegten Papstes betraut. Derzeit werden weite Teile des 55 Hektar große Anwesens in Castelgandolfo auf Wunsch des Papstes zu einem Zentrum für ökologische Bildung und Landwirtschaft umgebaut. In den Gärten der früheren Papstresidenz erhalten Jugendliche, Menschen mit Behinderung, Migranten und sozial Benachteiligte Arbeit und Ausbildung. Baggio, Mitglied des Skalabrinerordens und seit 2022 Untersekretär im vatikanischen Entwicklungsdikasterium, hat hier die Fäden in der Hand.
Der indische Priester George Jacob Koovakad (51) war seit seinem Eintritt in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls 2006 bereits in Algerien, Südkorea, Iran und Costa Rica tätig. 2021 berief der Papst ihn zu seinem Reisemarschall. "Er lächelt, immer", sagt Franziskus über den Inder, der zuletzt bei der Papstreise nach Luxemburg und Belgien sein organisatorisches Geschick beweisen konnte. Der Papst telefonierte sogar schon mit Koovakads Großmutter: Im September 2023 wollte die betagte Dame ihren Enkel per Video-Call sprechen – und hatte plötzlich Franziskus auf dem Bildschirm. Der beglückwünschte sie zur guten Ausbildung ihres Enkelsohns.