Gespräche über "Wege zur Beendigung des Krieges"

Ukraine-Präsident Selenskyj erneut zu Gast bei Papst Franziskus

Veröffentlicht am 11.10.2024 um 14:01 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Nicht immer waren Papst Franziskus und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einer Meinung. Der eine setzte allein auf Verteidigungskrieg, der andere warb früh für Verhandlungen. Beim dritten Vatikanbesuch des Ukrainers an diesem Freitag war beides Thema.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Freitagmorgen Gespräche im Vatikan geführt. Dabei ging es auch um Wege zur Beendigung des Krieges zwischen Russland und der Ukraine. Dies teilte das vatikanische Presseamt mit. Der wie immer in militärischer Kleidung auftretende Präsident wurde zunächst von Papst Franziskus empfangen. Als Geschenk überreichte er dem Papst ein Ölgemälde, das ein Kind inmitten von Trümmern und Leichen nach dem Massaker von Butscha im Jahr 2022 zeigt.

Gespräch mit Kardinalstaatssekretär und vatikanischem Außenminister

Danach sprach der ukrainische Staatschef mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und mit dem vatikanischen Außenminister Paul Gallagher. Themen waren nach Vatikan-Angaben der Stand des Krieges und die humanitäre Lage in der Ukraine. Man habe über "Wege gesprochen, die den Krieg beenden könnten, indem sie zu einem gerechten und stabilen Frieden im Land führen".

Schließlich sei es auch um "einige Aspekte des religiösen Lebens im Lande" gegangen. Mit dieser Formel wird meist die Lage der Religionsfreiheit in einem Staat bezeichnet. Diese sieht der Vatikan in der Ukraine als beeinträchtigt an, weil das ukrainische Parlament einen Zweig der russisch-orthodoxen Kirche dort verboten hat. Es war Selenskyjs dritter Besuch im Vatikan nach 2020 und 2023. Anders als bei seinem vergangenem Besuch wurde der Präsident diesmal mit allen protokollarischen Ehren im Apostolischen Palast empfangen.

Verhältnis zwischen Papst und Präsident nicht ohne Spannungen

Das Verhältnis zwischen dem Papst und dem ukrainischen Präsidenten war in den vergangenen Jahren nicht ohne Spannungen. Zwar erinnerte Franziskus angesichts der russischen Angriffe immer wieder öffentlich an das "gequälte Volk der Ukraine". Zudem engagiert sich der Vatikan erfolgreich beim Gefangenenaustausch sowie in der humanitären Hilfe. Doch während Selenskyj darauf setzt, einen Frieden mit Russland militärisch erzwingen zu können, wirbt der Papst für einen Frieden auf dem Verhandlungsweg. Bislang bemühte sich der Vatikan vergeblich um eine eigene Friedensvermittlung zwischen Moskau und Kiew.

Am Donnerstag war Selenskyj in Rom von der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni herzlich empfangen worden. Nach seinem Besuch im Vatikan wollte er am Nachmittag nach Berlin weiterreisen. (KNA)