"Wer Verwirrung stiftet, entfremdet die Menschen von der Kirche"

Kardinal Eijk sieht Reformen nicht als Zukunftsweg für Kirche

Veröffentlicht am 16.10.2024 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Fast nirgends war die Kirche so progressiv wie in den Niederlanden – heute ist das Land durch und durch säkularisiert. Der Utrechter Kardinal Eijk sieht in dieser Entwicklung eine Warnung für heutige Reformdebatten.

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Der niederländische Kardinal Willem Jacobus Eijk warnt davor, in der Kirche das Heil in Reformen zu sehen. Im Interview mit der Zeitschrift "Communio" (Onlineausgabe, Mittwoch) sagte der Erzbischof von Utrecht, dass die Weltkirche von den Erfahrungen der niederländischen Kirche mit liberalen Positionierungen lernen könne, die sich als Irrtum erwiesen hätten. "Wer Verwirrung stiftet, entfremdet die Menschen von der Kirche. Auf diese Weise werden Sie niemanden zurückholen", so der Kardinal.

Stattdessen solle die Kirche auf Verkündigung und Liturgie setzen, um zukunftsfähig zu sein: "In Pfarreien, in denen der Glaube gut verkündet und die Liturgie mit Würde gefeiert wird, sind die Kirchen voll. Es geht darum, Christus in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn die Menschen Christus entdeckt haben und die Heilige Schrift besser verstehen, werden sie auch die Lehren der Kirche besser verstehen." Die Niederlande gehören zu den am meisten säkularisierten Ländern der Welt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung versteht sich als atheistisch oder agnostisch.

Große Hoffnungen auf Reformprozesse versandet

Die katholische Kirche in den Niederlanden beriet in einem Pastoralkonzil von 1966 bis 1970 darüber, wie Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Land umgesetzt werden konnten. Eijk sieht im gegenwärtigen deutschen Reformprozess des Synodalen Wegs große Ähnlichkeiten zu den Vorgängen in den Niederlanden Ende der 1960er-Jahre. Damals wie heute habe es überzogene Erwartungen gegeben, etwa zur Abschaffung des verpflichtenden Zölibats für Priester. Letztlich sei dabei aber nichts herausgekommen, so der Kardinal.

Im Umgang mit Reformen wie der Frage nach der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern wandte sich Eijk gegen regionale Lösungen: "Wir müssen einen gemeinsamen Weg gehen und dürfen nicht von der Weltkirche abweichen." Wenn die Einheit in der Verkündigung verloren gehe, verliere die Kirche ihre Glaubwürdigkeit. Ohnehin sei die Mehrheit der Teilnehmer der noch bis Ende des Monats in Rom tagenden Weltsynode nicht begeistert von Genderthemen und der Frauenweihe. "Wir müssen bedenken, dass Europa nur ein kleiner – und schrumpfender – Teil der weltweiten Kirche ist. Außerdem denken auch in Europa und Nordamerika nicht alle Menschen in diesen Fragen gleich", sagte der Kardinal. (KNA)