Schwere Vorwürfe von Pferdebesitzern und Stallmitarbeitern

Kloster Einsiedeln bestreitet Tierwohlgefährdung im Marstall

Veröffentlicht am 21.10.2024 um 11:47 Uhr – Lesedauer: 

Zürich/Einsiedeln ‐ Schlechte Pflege, mangelhafte medizinische Versorgung, verstorbene Pferde – mit diesen Vorwürfen sieht sich der Marstall des Klosters Einsiedeln konfrontiert. Doch im Hintergrund scheint es um ganz anderes zu gehen.

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Zu wenig Pflege und schlechte medizinische Versorgung: Der Marstall des Klosters Einsiedeln im Kanton Schwyz wird nach Medienberichten mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Wie das Onlineportal des schweizerischen "Blick" (Zürich) am Sonntag berichtet, hätten mehrere Pferdebesitzer und Stallmitarbeiter die Tierhaltung und die Leitung des Stalls heftig kritisiert.

Der "Blick" zitiert Bereiterin Nicole Kuster, die den Fall einer trächtigen Stute schildert, die laut Kuster zu wenig Futter und Bewegung bekommen habe. Weiter heißt es, Stute und Fohlen hätten im April 2023 eingeschläfert werden müssen. Die Zeitung zitiert auch eine weitere Pferdebesitzerin, die ihr Pferd aus Gründen des Tierwohls aus dem Marstall des Klosters entfernt habe. Mehr als 20 andere Pferdebesitzer hätten inzwischen den Ort verlassen.

Das Kloster Einsiedeln verweist auf seiner Internetseite auf unterschiedliche Standards in der Pferdehaltung: "Was für die einen Pferdehalter üblich ist, wird von anderen bemängelt. Dazu kommen Beobachtungen von Laien. Und so kommt es rasch zu Vorwürfen und daraus entsteht ein Skandal." Das sei im Fall des Marstalls unzulässig. Das Kloster verweist darauf, dass es sich bei den im Blick besprochenen Anschuldigungen um Fälle aus Vorjahren handele, die bereits mit Tierarzt, Tierspital und Fachleuten geklärt worden seien.

Streit um Führungswechsel

Im Hintergrund schwelt offenbar ein Streit über die Führung des ältesten Gestüts Europas. Nach Angaben des Blick musste im Februar 2023 Ursi Kälin wegen "unterschiedlicher Auffassungen" gehen, nachdem sie knapp 20 Jahre lang den Marstall geleitet hatte. Auch eine langjährige Tierärztin sei entlassen worden, der Hufschmied habe gekündigt.

In der Stellungnahme des Klosters heißt es, über die Herkunft der Vorwürfe könne man sich aus rechtlichen Gründen nicht äußern. "Vieles scheint aber persönlich motiviert zu sein." Die Interimsleitung des Marstalls habe 2023 eine schwierige Situation übernommen, aber bereits große Fortschritte erreicht. "Es gibt aktuell vor allem betriebliche Herausforderungen, die mit dem Tierwohl nichts zu tun haben", heißt es weiter.

Das Kloster betont, die nach anonymen Anzeigen beim Tierschutz erfolgten Kontrollen hätten keine oder ganz geringe Beanstandungen ergeben. So sei der Betrieb bezüglich Tierhaltung und Tierwohl in guter Verfassung. Das hätten der Bestandstierarzt, die Tierschutzbehörden und Fachleute, mit denen der Betrieb im Austausch stehe, bestätigt. Das Kloster werde in puncto Tierwohl beim Marstall jetzt noch genauer hinschauen und bei Bedarf Korrekturen veranlassen, um die mehr als 1.000 Jahre alte Pferdetradition weiterleben zu lassen. (KNA)