"Der Staat braucht die Kraft der Religionen"
Als Beispiele verwies er auf die Diskussionen um Sonntagsschutz, Familienbild und Homo-Ehe oder Sterbehilfe.
Marx: Kein Rückfall in alte nationalistische Gegensätze
"Wenn wir über das Schlüsselthema der Zukunft unserer Demokratie sprechen, müssen wir uns auch immer neu bewusst machen, aus welchen Quellen diese schöpft", forderte Marx. Dazu gehöre vor allem das Christentum. Er wolle nicht in einer Gesellschaft leben, so der Kardinal, in der nur der "Imperativ des ökonomischem Gewinns und der technischen Machbarkeit gilt".
Marx rief die christlichen Kirchen auf, sich auch international stärker für Frieden und Versöhnung einzusetzen. Gerade jetzt sei in Europa ein neues Miteinander dringend nötig. "Es darf keinen Rückfall in alte nationalistische Gegensätze geben."
Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt sagte Marx, der Weg zum Frieden sei weit: "Wie lange wird es dauern, bis es dort ein gemeinsames Gedenken für die Gefallenen auf beiden Seiten oder einen Versöhnungskongress geben wird?" Er betonte die große friedensstiftende Kraft der Kirchen. Sie habe sich etwa bei der polnisch-deutsche Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt, die von den Kirchen beider Länder entscheidend vorangebracht worden sei.
Burger: Für die Würde des Menschen eintreten
Traditionell laden die katholische und die evangelische Kirche in Baden-Württemberg einmal im Jahr Richter und Anwälte des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs zu einem Empfang ein. Gastgeber waren in diesem Jahr erstmals der Freiburger Erzbischof Stephan Burger und der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh. Beide würdigten das Forum als wichtigen Ort des Dialogs.
Burger verurteilte zudem den Missbrauch von Religion als Rechtfertigung für Gewalt und Terror. "Die barbarischen terroristischen Grausamkeiten haben uns in den vergangenen Monaten immer wieder fassungslos gemacht." Aufgabe von Religionen sei es, für die unantastbare Würde jedes Menschen einzutreten. (KNA)