Missbrauchsprozess vertagt
Der Prozess sollte am Vormittag beginnen. Er wird nach dpa-Angaben nun vermutlich auf unbestimmte Zeit vertagt. Auch Radio Vatikan meldete: "Der erste Verhandlungstag war allerdings kurz, der Angeklagte ist krank und der Prozess wurde gleich vertagt." Dem polnischen Ex-Erzbischof wird Missbrauch von Kindern in der Dominikanischen Republik und der Besitz pornografischen Materials vorgeworfen. Der Staatsanwalt des Vatikanstaates wirft ihm unter anderem vor, in dem Karibikstaat mehrere Jungen im Alter von 13 bis 16 Jahren sexuell missbraucht zu haben. In mindestens einem Fall soll dies in der Öffentlichkeit geschehen sein.
Laut Anwalt war der Ex-Nuntius zur Aussage bereit
Am Mittag teilte der Vatikan mit: Wesolowski sei am Freitag nach gesundheitlichen Beschwerden kurzfristig in die Intensivstation eines römischen Krankenhauses gebracht worden. Sein Anwalt Antonello Blasi sagte, sein Mandant sei zur Aussage bereit gewesen. Warum er in einer Klinik behandelt wird, war unklar. "Ich habe ihn vor zwei oder drei Tagen gesehen, und angesichts seines Alters und seiner Situation ging es ihm gut", sagte der Verteidiger.
Der Prozess wurde nach wenigen Minuten, die Medien nennen sechs oder sieben, auf unbestimmte Zeit vertagt. Zum Strafmaß äußerte sich der Staatsanwalt nicht. Im September 2014 hatte der Vatikan mitgeteilt, dem Angeklagten drohten bis zu sieben Jahre Haft.
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Wesolowski (66) ist der erste hochrangige katholische Geistliche, der im Vatikan wegen Missbrauchsvorwürfen strafrechtlich vor Gericht gestellt werden soll. In einem ersten kirchenrechtlichen Prozess war ihm die Würde als Bischof und Priester aberkannt worden. Gegen dieses Urteil hat er Berufung eingelegt.
Der zweite, strafrechtliche Prozess beruht auf einer Regelung des Papstes aus dem Jahr 2013, nach dem vatikanisches Strafrecht auch für Mitarbeiter mit vatikanischer Staatsbürgerschaft gilt, die nicht auf Vatikangebiet arbeiten. Als früherer Diplomat des Heiligen Stuhls ist Wesolowski vatikanischer Staatsbürger. Experten gehen nach Angaben von Radio Vatikan davon aus, dass der Strafprozess gegen ihn noch bis Anfang 2016 dauern wird. (luk/dpa/KNA)
11.07.2015, 14.10 Uhr: ergänzt um Aussage des Anwalts