Empfehlung von Ingenieurbüro: Katholische Kirche in Ahlen stillgelegt
Kurz vor dem ersten Jahrestag des Dacheinsturzes der Elisabethkirche in Kassel ist eine katholische Kirche mit gleicher Dachkonstruktion im westfälischen Ahlen nach einer entsprechenden Empfehlung eines Ingenieurbüros geschlossen worden. Das Büro habe nach einer Begehung der St.-Elisabeth-Kirche am 15. Oktober "auf Basis der bisherigen Einschätzungen zur hölzernen Dachkonstruktion" die "deutliche Empfehlung" ausgesprochen, die Nutzung der Kirche einzustellen, teilte die Pfarreileitung der zuständigen Ahlener St.-Bartholomäus-Pfarrei jetzt auf der Internetseite der Pfarrei mit. Das Gotteshaus sei deshalb zum 30. Oktober geschlossen worden.
Aufgrund der Einschätzung der Ingenieure und der Tatsache, "dass sich ein solcher Einsturz nicht andeutet, sondern plötzlich geschieht, sehen wir Gefahr im Verzug und haben das Kirchengebäude unverzüglich stillgelegt. Das bedeutet, dass die Kirche seit dem 30. Oktober 2024 nicht mehr für Nutzungen aller Art geöffnet wird", erklärte die Pfarreileitung weiter. Aus Verantwortung für die Kirchenbesucher und Mitarbeitenden der Pfarrei habe man keine andere Entscheidung treffen können.
Gutachten attestierte Mängel bei Planung und Ausführung
Das Dach der als Kunstkirche bekannt gewordenen Elisabethkirche in Kassel war am 6. November vergangenen Jahres plötzlich eingestürzt. Bei dem Unglück wurde niemand verletzt; zum Zeitpunkt des Einsturzes war nur ein Kirchenmitarbeiter im Gebäude, der sich jedoch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Noch am Tag zuvor war die Kirche bei einem Festgottesdienst voller Menschen gewesen. Ein Gutachten führte den Einsturz der Kirche in diesem Sommer auf verschiedene Mängel bei der Planung und der Ausführung der Holzkonstruktion des Daches zurück. Die tragende Dachkonstruktion habe aus geleimten Balken bestanden. Deren Verbindungen im Bereich des Firstes seien aus heutiger Sicht mangelhaft gewesen. Zudem hätten die Balken größer und stabiler ausgeführt werden müssen. Wind und Temperaturunterschiede sowie ein Dachaufbau in den 1980er Jahren hätten die Konstruktion zusätzlich geschwächt. Schließlich habe im Lauf der Jahrzehnte der zum Verleimen der Verbindungen verwendete Kleber an Bindungskraft verloren.
Nach dem Einsturz des Daches der Elisabethkirche hatten kirchliche Bauämter in ganz Deutschland Gotteshäuser mit ähnlichen Dachkonstruktionen untersucht. Vereinzelt wurden daraufhin Kirchen geschlossen. Unter anderem wurde Anfang Dezember vergangenen Jahres eine Kirche in Hugstetten bei Freiburg gesperrt, weil bei einer Überprüfung Schäden an der Dachkonstruktion entdeckt worden waren. "Das statische Versagen nur eines Dachträgers könnte zu einer Kettenreaktion und einem schlagartigen Einsturz des Daches insgesamt führen", teilte das Erzbistum Freiburg damals mit. Bei der Sperrung der Kirche habe es sich jedoch um eine reine Vorsichtsmaßnahme gehandelt. (stz)