Bischof Bätzing: Christen müssen mit einer Stimme sprechen
Die christlichen Kirchen müssen nach Ansicht von Bischof Georg Bätzing in der heutigen Zeit mit einer Stimme sprechen. In zunehmend zerrissenen Gesellschaften brauche es die Weggemeinschaft von Christen aus verschiedenen Gemeinschaften, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bei der Tagung des evangelischen Kirchenparlaments am Sonntag in Würzburg. Als weitere gemeinsame Herausforderungen nannte Bätzing Gewalt und Krieg, die todbringenden Folgen des Klimawandels und auch den Mitgliederschwund der Kirchen.
Das Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) tagt bis Mittwoch in Würzburg. Am Sonntagabend ging es dabei um die Ökumene und die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche.
Entscheidend ist laut Bätzing, Vielfalt nicht als Widerspruch zur Einheit, sondern als Gestalt der Einheit zu verstehen. Als ein gutes Zeichen habe er in diesem Zusammenhang die sehr starke ökumenische Beteiligung vieler christlicher Konfessionen und gerade der evangelischen Kirche bei der vor Kurzem zu Ende gegangenen Weltsynode der katholischen Kirche in Rom erlebt.
Papst könnte ökumenische Türen öffnen
Der bayerische Landesbischof und Ökumene-Sprecher der evangelisch-lutherischen Kirchen, Christian Kopp, plädierte dafür, Formen von ökumenischer Synodalität zu finden. Das könne nur überzeugend gelingen, wenn dabei über die bilateralen Beziehungen von evangelischen Landeskirchen und römisch-katholischen Bistümern hinausgedacht werde, so der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in seinem Jahresbericht. Die Suche nach einem theologischen Verständnis von Synodalität sei beiden Kirchen aufgetragen. "Es wäre jedenfalls falsch zu glauben, dass evangelische Kirchen auf diesem Weg das Ziel vorgeben, auf das die katholische Kirche zugehen sollte."
Kopp ging auch auf einen Vorschlag von Papst Franziskus ein, dem Papstamt eine repräsentative Rolle für alle christlichen Kirchen einzuräumen. "Es wäre eine kühne Überlegung, wie im Anknüpfen an das ökumenische Konzil von Nizäa, dessen Jubiläum im kommenden Jahr begangen wird, eine synodale Zusammenkunft von christlichen Kirchen in kollegialer Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom gestaltet werden kann."
Bätzing räumte ein: "Unsere Zerrissenheit wird zutiefst und am tiefsten auch dadurch sichtbar, dass wir bislang nicht gemeinsam Eucharistie und Abendmahl feiern können." Dialogdokumente wie "Gemeinsam am Tisch des Herrn" des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen hätten einen wichtigen Beitrag geleistet, indem sie den künftigen Weg spurten. "Zudem bin ich überzeugt, dass die von Papst Franziskus verfolgte Neujustierung von Primat, Kollegialität und Synodalität in der katholischen Kirche auch ökumenisch Türen öffnen wird." (KNA)