Abschlussdokument der Weltsynode bezeichnet Frage als offen

Bischof Overbeck befürwortet Diakonat der Frau

Veröffentlicht am 16.11.2024 um 10:20 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ Bislang dürfen in der Kirche nur Männer zu Diakonen geweiht werden. Bischof Franz-Josef Overbeck ist jedoch dafür, auch Frauen zum Diakonen-Amt zuzulassen. Wann es soweit sein wird, kann er nicht sagen. Overbeck äußerte sich auch zum Ukraine-Krieg.

  • Teilen:

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck befürwortet auch für Frauen den Zugang zum Diakonen-Amt in der katholischen Kirche. Die Kirche müsse heilfroh sein um jede Frau, die gut predigen könne, eine Gemeinde führe und gewisse Sakramente spende, sagte er in einem Interview der "Rheinischen Post" (Samstag) in Düsseldorf. Im Bistum Essen seien unter den Gemeinde- und Pastoralreferenten 47 Frauen und Männer dazu ausgebildet und beauftragt worden, zu taufen. Auf der kürzlich im Vatikan beendeten Weltsynode hätten manche das Vorgehen des Ruhrbistums richtig gefunden. "Andere hätten mich lieber ganz woanders hingeschickt."

Diakone dürfen in der katholischen Kirche unter anderem taufen, verheiraten und beerdigen, nicht aber die Messfeier leiten oder Beichte hören. Auch Frauen waren in der frühen Kirche als Diakoninnen in speziellen Diensten der Gemeinde tätig. Heute ist das Amt jedoch Männern vorbehalten.

Im Abschlussdokument der Weltsynode gebe es eine Formulierung, dass die Frage des Zugangs für Frauen zum Diakonat noch offen sei, so Overbeck. "Für die Kirche in Deutschland, die diese Frage längst kennt, ist dies nur ein kleiner Schritt. Doch es ist ein großer Schritt für die Universalkirche."

"Glaubwürdigkeit wichtiger als Dogmen"

Auf der Synode habe es teils heftigen Widerspruch zum Diakonat der Frau gegeben – von Bischöfen anderer Kontinente, aber auch von einzelnen europäischen Bischöfen. "Eine Einheitlichkeit ist in dieser Frage in der katholischen Kirche nicht mehr gewährleistet."

Overbeck argumentierte: "Tradition hat im Verstehen der Menschen heute sehr viel mit Glaubwürdigkeit zu tun und mit Seelsorge." Diese Maßgaben zeigten, wie sich die Kirche gerade verändere. "Die Frage der Glaubwürdigkeit ist in diesem Sinne ein höheres Kriterium als dogmatische Überlegungen."

Wohin die Diskussion über die Rolle der Frau in der Kirche noch führen werde, könne er nicht sagen, so Overbeck. "Ich habe aber den Eindruck, dass nicht wenige versuchen, das klassische Profil des Priesters alleine zu profilieren. Das wird aber nicht gelingen, allein aus dem Grund, weil es an zölibatär lebenden Männern fehlen wird, die Priester sind beziehungsweise werden wollen."

Ein Taufbecken in einer Kirche, im Hintergrund die Gemeinde
Bild: ©adobestock/MØREfoto (Symbolbild)

Im Bistum Essen wurden 47 Frauen und Männer dazu ausgebildet, das Sakrament der Taufe zu spenden.

Der gewaltsame Widerstand der Ukraine gegen die russischen Angriffe sei gerechtfertigt, sagte Overbeck weiter, der auch der katholische Militärbischof für die Bundeswehr ist. "Man kann den Einsatz von militärischer Gewalt nicht gutheißen, aber als letztes Mittel ist er manchmal unvermeidbar, ohne dass die Gewalt an sich dadurch gut wird."

"Der russische Angriffskrieg hat nun endgültig eine schon länger gefährdete internationale Ordnung gefährlich geschwächt", so Overbeck. Daher müsse zwar der gerechte Frieden das Ziel bleiben. Daneben müsse sich die Gesellschaft auch wieder verstärkt mit den Kriterien eines gerechten Kriegs beschäftigen.

"Ethisch abgewogen und verantwortlich"

Dem Geistlichen zufolge heißt das nicht, dass nur noch einer militärischen Logik gefolgt würde. "Aber weil der Krieg eine von außen aufgezwungene Realität ist, müssen wir uns dazu verhalten – und zwar ethisch abgewogen und verantwortlich. Denn es gibt keine andere Möglichkeit, einem Diktator wie Putin Widerstand zu leisten. Das kann nicht nur mit Worten geschehen."

Overbeck räumte ein, dass Gewalt immer dazu verführen könne, noch mehr Gewalt anzuwenden. "Von daher bin ich mir bewusst, welch hohe Verantwortung ich übernehme, dies zu begründen. Darin sehe ich übrigens unter anderem auch meine Aufgabe als Militärbischof in diesen Zeiten." (rom/KNA)