Zeitplan für Welby-Rücktritt nimmt Form an
Am 6. Januar stellt der anglikanische Primas Justin Welby nach seinem Rücktritt aus dem Amt seine Tätigkeiten ein. Bis dahin werde der Erzbischof von Canterbury sehr wenige öffentliche Veranstaltungen wahrnehmen, aber noch eine kleine Zahl von zuvor eingegangenen Verpflichtungen erfüllen, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung des Bischofshauses Lambeth Palace. Alle offiziellen Aufgaben übernehme ab Epiphanie der Erzbischof von York. Das Datum, an dem der Rücktritt amtlich wirksam wird, werde in Abstimmung mit dem Kronrat, einem Beratungsgremium des Königs, festgelegt.
Welby hatte in der vergangenen Woche seinen Rücktritt angekündigt, nachdem er Versäumnisse im Umgang mit einem Serien-Missbrauchstäter eingeräumt hatte. "Es ist ganz klar, dass ich persönlich und institutionell die Verantwortung für die lange und retraumatisierende Zeit zwischen 2013 und 2024 übernehmen muss", heißt es in der von Welby veröffentlichten Erklärung. Er hoffe, dass seine Entscheidung klar mache, wie ernst die Kirche von England den drängenden Änderungsbedarf nimmt und wie tiefgreifend die Verpflichtung ist, die Kirche zu einem sichereren Ort zu machen. "Meinen Rücktritt erkläre ich mit tiefem Bedauern für alle Opfer und Überlebende von Missbrauch."
Missbrauchsbericht belastet Welby
Welby und die anglikanische Kirche von England werden in dem Anfang November veröffentlichten Untersuchungsbericht "Makin Review" zu Missbrauch innerhalb der Kirche schwer belastet. Laut den Ergebnissen hat die Kirche von England beim Umgang mit dem Serien-Missbrauchstäter John Smyth versagt. Welby hat dem Bericht zufolge seit 2013 über den Jahrzehnte langen Missbrauch durch einen Helfer in kirchlichen Jugendcamps Bescheid gewusst. Dennoch sei nichts unternommen worden, um zur Aufklärung beizutragen.
Der Erzbischof von Canterbury ist geistliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche von England und steht als Primas der anglikanischen Gemeinschaft vor, der weltweit 85 Millionen Menschen angehören. Die Nachfolge wird von einer Wahlkommission vorbereitet, der Crown Nominations Commission, deren Vorsitzender vom britischen Premierminister Keir Starmer benannt wird. Weitere Mitglieder sind anglikanische Kleriker und Laien. Die beiden von der Kommission nominierten Kandidaten werden dem König vorgelegt, der als weltliches Oberhaupt der Kirche von England den neuen Erzbischof von Canterbury aus dieser Liste ernennt und vom Kollegium der Geistlichen an der Kathedrale von Canterbury formal zum Erzbischof gewählt wird. (fxn)