Wieder mehr Kirchenaustritte
Im Vergleich zu 2013 stiegen die Austritte um mehr als 20 Prozent. Damals verließen rund 178.805 Menschen die Kirche. Somit sank der Anteil der Katholiken an der deutschen Bevölkerung im vergangenen Jahr um etwa 0,4 auf 29,5 Prozent. In Deutschland sind also noch 23.939.472 Menschen Mitglied der katholischen Kirche.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx sagte am Freitag in Bonn, die hohe Zahl von Kirchenaustritten mache der Kirche schmerzlich bewusst, "dass wir die Menschen mit unserer Botschaft nicht erreichen". Bei den Austritten handele es sich um "persönliche Lebensentscheidungen, die wir in jedem einzelnen Fall zutiefst bedauern, aber auch als freie Entscheidung respektieren".
Marx: Christliche Botschaft befreit
Dennoch werde sich die Kirche weiter bemühen, den Glauben in die Gesellschaft zu tragen: "Das Evangelium Jesu Christi, das wir verkünden, ist im Kern eine Botschaft, die den Menschen wirklich befreit", erklärte Marx. Er dankte "von Herzen" allen Menschen, die sich in der Kirche engagierten, sei es in Pfarreien, Orden, Verbänden, der Caritas oder anderen Einrichtungen.
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Anmerkung zur Statistik: Ab 1990 inklusive der fünf neuen Bundesländer
Gleichzeitig betonte der Erzbischof von München und Freising, die Zahlen zeigten auch, wie vielgestaltig die Kirche sei und dass sie eine missionarische Kraft habe. So stehen den Austritten immerhin 2.809 Eintritte gegenüber, 6.314 Gläubige fanden nach einem früheren Austritt wieder den Weg zurück in die Kirche. Auch die Zahl der Gottesdienstbesuche ist leicht angestiegen, um 0,1 Prozent auf 10,9 Prozent der Gläubigen.
Mehr Trauungen und Taufen
Ähnlich verhält es sich mit den Trauungen und Taufen: 2014 wurden 44.158 Ehen vor dem Traualtar geschlossen, im Vergleich zu 2013 ein Anstieg um fast ein Prozent. Es gab 164.833 Taufen, das sind 169 mehr als im Vorjahr. Damit hat sich bei diesen Sakramenten im Vergleich zur Statistik 2013 das Vorzeichen umgekehrt. Damals waren die Zahlen noch leicht gesunken.
Auch die Zahl der Pastoralreferenten und –assistenten ist minimal um 31 auf 3.171 angestiegen, ebenso wie die Zahl der Gemeindereferenten – hier gab es einen Zuwachs um 56 auf 4.526. Weiterhin rückläufig ist dagegen die Zahl der katholischen Priester. 2014 füllten insgesamt 12.219 Männer diesen Beruf aus, 2013 waren es noch 12.336. Das ist ein Rückgang um 117 Priester oder knapp ein Prozent.
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Anmerkung zur Statistik: Ab 1990 inklusive der fünf neuen Bundesländer
Auch ein Blick in die einzelnen Bistümer lohnt sich: Die meisten Katholiken leben wie schon im vergangenen Jahr im Erzbistum Köln: Es sind knapp über zwei Millionen, genau 2.034.684 Menschen. Die an der Katholikenzahl gemessen kleinste deutsche Diözese ist Görlitz mit 28.534 Gläubigen. Gleichzeitig ist das Ostbistum jedoch Spitzenreiter bei den Gottesdienstteilnehmern. 21,1 Prozent der Gläubigen gingen in den Gottesdienst. Den niedrigsten Besuch hat dagegen das Bistum Hildesheim zu verzeichnen. Hier liegt der Anteil bei 8,4 Prozent. Die meisten Kirchenaustritte mit 20.552 Menschen gab es im Erzbistum München-Freising, das mit gut 1,7 Millionen Gläubigen aber auch zu den größten Bistümern gehört. Die wenigsten Austritte (244) hat wiederum Görlitz zu verzeichnen. Aus dem Bistum Limburg mit rund 638.000 Gläubigen sind 2014 7.911 Menschen ausgetreten.
Skandal um Limburger Bischofshaus erreichte 2014 Höhepunkt
Der Skandal um die explodierenden Kosten für das dortige Bischofshaus hatte Ende März 2014 seinen Höhepunkt erreicht, als Papst Franziskus den Rücktritt des damaligen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst annahm. So hatten Experten bereits im Vorfeld erwartet, dass es 2014 noch einmal eine hohe Zahl von Kirchenaustritten geben könnte. Dazu könnte auch das neue Verfahren zur Abgeltung der Kapitalertragssteuer beigetragen haben, das bei nicht wenigen Menschen den fälschlichen Eindruck erweckte, die Kirchensteuer sei erhöht worden.
Die Gründe für einen Kirchenaustritt hatte erstmals das Bistum Münster genauer untersuchen lassen. Im März diesen Jahres wurde eine Studie veröffentlicht, für die das "Münster Research Institute" rund 1.000 Gläubige befragt hatte. Bei den Gründen für einen möglichen Austritt hatten die Befragten damals allen voran eine wahrgenommene Rückständigkeit der Kirche (55 Prozent), die Kirchensteuer (40 Prozent) angegeben, erst danach folgten der Ärger über die Institution Kirche oder eines ihrer Vertreter.