Ordensfrau: Angekommen und weitergehen – meine Ewige Profess
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Im April dieses Jahres habe ich in der Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Sießen meine Ewige Profess abgelegt. Die Ordensausbildung begann 2016 mit einer zweijährigen Noviziatszeit in einer Gruppe im Kloster Sießen. Konkret heißt das, dass diese Zeit geprägt war mit dem Kennenlernen der Gemeinschaft, dem Wachsen in der Persönlichkeit, das Hineinwachsen in die franziskanische Spiritualität und die Teilnahme an Liturgie und Gebetszeiten sowie Unterrichtseinheiten und Arbeitseinsätzen in verschiedenen Bereichen. Gemeinschaftsleben mit all seinen Höhen und Tiefen ferner gruppendynamische Prozesse – all inclusive!
Nach der Intensivzeit des Noviziates und Ablegung der Erstprofess – ein Versprechen der Bindung an Gott und an die Gemeinschaft – begann für mich eine neue Phase, das, was ich leben wollte, zu vereinen mit dem Berufsalltag. Zunächst war ich eingesetzt in der Jugendarbeit des Klosters bei Schulklassen, Besinnungstage, Kinder- und Familienfreizeiten. Später zog ich in einen der Konvente (Hausgemeinschaften) der Schwestern nach Ellwangen. Dort angekommen, arbeite ich seither in meinem Beruf als Sozialarbeiterin in einer Kinder- und Jugendeinrichtung. Herausfordernd ist und bleibt in dieser Lebensform, Berufsleben, Alltag, Gebet und Gemeinschaftsleben zu vereinen. Es erfordert immer wieder eine Entscheidung und die richtige Balance zu finden.
Fünf Jahre dauert in der Regel die Zeit in der Ordensausbildung nach dem Noviziat. Fünf Jahre bieten die Möglichkeit zu prüfen – auf beiden Seiten –, ob diese Berufung ins Ordensleben wirklich meinem Sein entspricht und mich in der Persönlichkeit wachsen lässt und glücklich macht. Dazu dienten regelmäßige Treffen, geistliche Impulse und viele Gespräche mit Mitschwestern.
Zur Berufung gehören Mut und Vertrauen
Es fühlte sich fast unwirklich an. Nach knapp acht Jahren der Ordensausbildung habe ich die "Ewige Profess" abgelegt. Damit binde ich mich an die Gemeinschaft und umgekehrt die Gemeinschaft an mich. Das heißt, ich bin einen Bund eingegangen wie bei der Wahl eines Partners mit Eheversprechen.
In unserer Professformel, die wir beim Ablegen der Gelübde sprechen, heißt es: "Wie Maria, die Mutter Jesu, sage ich Ja zum Ruf Gottes in meinem Leben." Maria hat ihr Ja gegeben zu Gottes Anruf. Sie wusste nicht, was auf sie zukommt und was dies tatsächlich bedeutet. Auf die Bitte Gottes hat sie den Sohn Gottes empfangen und dazu Ja gesagt. Mutig und vertrauensvoll ist sie den Weg mit Gott gegangen. Ich glaube, dass Gott jeden ganz persönlich ruft und beruft. Es liegt an uns, ihm zu antworten.
Mit der Ewigen Profess habe ich mein Ja gegeben auf den Anruf Gottes, auf das Gerufen sein in diese Lebensform. Aber nicht nur ich habe Ja gesagt, auch die Gemeinschaft hat mir ihr Ja gegeben. Gottes Zusage steht unwiderruflich von Beginn meines Lebens an. In diesem Angenommensein darf ich meinen Weg weiter gehen und auch wie Maria täglich mein Ja gegeben. Wie sie möchte ich mutig und vertrauensvoll den Weg mit Gott gehen, auch in Zeiten, in denen es mir schwerfällt und Schwieriges auf mich zukommt. Für Maria war es bestimmt auch nicht immer leicht. Nicht mal eine Unterkunft fand sie für sich in Bethlehem. Die Türen der Herbergen waren ihr verschlossen. Vor verschlossenen Türen stehen ist auch eine Erfahrung, die zum Leben dazugehört.
Mit der Ewigen Profess ist die Ordensausbildung in dieser Form zu Ende. Die Gruppe der Schwestern in Ausbildung und deren Treffen sind Vergangenheit. Ich musste diese Zugehörigkeit zu den "Gleichgesinnten" lernen loszulassen und mich neu orientieren. Es sind da "neue" Mitschwestern, eine andere Art von verbindlicher Zugehörigkeit. Auch in diesem Neuen darf ich spüren, dass Gott sorgt. Er öffnet neue Türen und Beziehungen zur Gemeinschaft der Schwestern. Ankunft im Neuen bedeutet daher für mich auch loslassen von Altem, sich anders orientieren und im Vertrauen den Weg, den Christus mich führt weitergehen.
Das Neue ist noch nicht – das Alte loslassen
Hier kommt mir der Heilige Franziskus von Assisi in den Sinn, der für mich als Franziskanerin ein wichtiger Heiliger ist und mein Leben bereits vor meinem Klostereintritt geprägt hat. Franz von Assisi wollte in seinem Leben nichts besitzen, hat all seinen Reichtum verlassen und wollte mit den Armen leben. Er wollte seine Hände leer haben, nichts festhalten – weder Geld noch eigenen Besitz, um bereit zu sein für Gott. So ist er frei geworden, um sein ganzes Leben Gott zu widmen und sich von ihm beschenken zu lassen. In diesem Sinne bedeutet Ankommen zuvor auch loslassen.
Auch wenn sich für mich äußerlich nicht viel verändert hat mit dem Ablegen der Ewigen Profess – ich lebe weiterhin mit den Mitschwestern in Ellwangen und arbeite als Sozialarbeiterin in einer Wohngruppe mit Kindern und Jugendlichen – so hat sich auf meinem Weg der Nachfolge innerlich etwas verändert. Ich habe eine Entscheidung getroffen, die mein Leben bestimmt – wie Maria habe ich mein Ja gegeben zu dem Leben mit Gott und ich darf darin viel Freude erfahren. Die Freude meiner Mitschwestern, dass wir gemeinsam den Weg der Nachfolge leben. Das Ja der Gemeinschaft zu mir für mein ganzes Leben. Gleichzeitig bedeutet es, sich in der Gemeinschaft neu zu orientieren, neu kreativ zu werden und neue Projekte entwickeln zu können.
Ich glaube, dass Gott immer wieder Türen öffnet und sich so Gelegenheiten bieten mit den Menschen und mit Gott in Kontakt zu kommen. Es sind Gelegenheiten, mein Ja zu geben und wie Franziskus meine Hände zu leeren, um sie von Gott neu füllen zu lassen – mit Liebe, Gnade, Freude und Hoffnung.