Breite Empörung über Angriff auf Notunterkunft in Halberstadt

Feige "entsetzt" über Steinwürfe

Veröffentlicht am 20.07.2015 um 14:06 Uhr – Lesedauer: 
Feige "entsetzt" über Steinwürfe
Bild: © KNA
Flüchtlinge

Magdeburg ‐ Es wurden Steine geworfen und die Parole "Ausländer raus" skandiert: Der Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft in Halberstad ruft Empörung hervor. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige will ein solches Verhalten nicht hinnehmen - und fordert Konsequenzen.

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Feige plädierte für mehr bürgernahe Aufklärungsarbeit: "Ich bin überzeugt, dass niemand ohne schwerwiegende Gründe seine Heimat verlässt, und sehe unsere Gesellschaft in der Pflicht, diesen Menschen zu helfen." Außerdem müsse stärker deutlich gemacht werden, dass Asylsuchende "für uns eine Bereicherung sein können und dass wir sie auch brauchen". Zugleich verwies der Bischof darauf, dass sich immer mehr Bürger mit den Notleidenden solidarisch zeigten.

Steine und die Parole "Ausländer raus"

Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Rudolf Seiters, erklärte in Berlin: "Es ist unerträglich, wenn Menschen, die in ihren Heimatländern oft Schlimmes erlebt haben und in Deutschland Schutz suchen, hier erneut Gewalt erfahren müssen und zudem auch noch ihre Helfer angegriffen werden." Seiters forderte, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden müssten.

Linktipp: Chronologie der Schande

In Baden-Württemberg hat in der Nacht zu Samstag ein geplantes Flüchtlingsheim gebrannt. Das Feuer reiht sich ein in eine immer länger werdende Liste von Anschlägen. Katholisch.de dokumentiert einige Fälle der vergangenen Monate.

Die vom DRK betriebene Notunterkunft war in der Nacht zum Sonntag von Jugendlichen mit Steinen beworfen worden. Dabei wurde eine DRK-Mitarbeiterin im Gesicht verletzt. Sie berichtete, dass die Werfer mehrfach "Ausländer raus!" sowie verfassungsfeindliche Parolen gerufen hatten. Die Polizei hat einen der Täter, einen 15-jährigen Halberstädter, bereits gestellt, gegen fünf weitere Tatverdächtige wird ermittelt. Die Beamten haben Strafverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung und gefährlichen Körperverletzung eingeleitet.

Auch in Bayern und Baden-Württemberg hatte es in der vergangenen Woche Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte gegeben. Die Bundesregierung verurteilte die kriminellen Handlungen erneut "auf das Schärfste". Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, dürften zu Recht erwarten, dass sie in Deutschland geschützt würden, sagte Vize-Regierungssprecherin Christiane Wirtz. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schrieb auf seiner Facebook-Seite, "jeder Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft ist ein Angriff auf unsere Gesellschaft, ein Angriff auf uns alle. Es reicht!" SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi nannte die Übergriffe "beschämend". (KNA)

Linktipp: Stammtischparolen unter der Lupe

Vorurteile sind oberflächlich - aber sie verbreiten sich dennoch. Das spüren auch Flüchtlinge, die mit Stammtischparolen konfrontiert werden. Für katholisch.de hat Gisbert von Haugwitz typische Vorurteile über Migranten kritisch unter die Lupe genommen.