Mehr Transparenz nach Jahrhunderten der Vertuschung

Vorsitzender der Schweizer Bischöfe: Priesterbild muss sich ändern

Veröffentlicht am 09.12.2024 um 11:11 Uhr – Lesedauer: 

Fribourg ‐ Kleriker werden manchmal als übergeordnete Menschen angesehen, meint der neue Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Charles Morerod. Das begünstige den Missbrauch. Nun fordert er mehr Transparenz und einen Wandel des Priesterbildes.

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Das Bild des Priesters muss sich nach Ansicht des neuen Vorsitzenden der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Bischof Charles Morerod, ändern. Dieser werde "manchmal als übergeordneter Mensch angesehen", was Missbrauch begünstige, sagte er in einem Interview mit dem Internetportal "kath.ch" (Sonntag). Nach Jahrhunderten der Vertuschung brauche es deshalb mehr Transparenz.

Morerod ist Bischof von Lausanne-Genf-Freiburg und wurde in der vergangenen Woche als Nachfolger des Basler Bischofs Felix Gmür zum neuen Vorsitzenden der SBK gewählt. Mit Blick auf die aktuelle Situation der Kirche sprach er von einem paradoxen Phänomen: Viele Menschen würden aus der Kirche austreten, gleichzeitig nehme in seiner Diözese die Zahl der Erwachsenen, die die Kirche für sich entdecken, stark zu. "Die Kirche ist anders als die Gesellschaft, und viele verlassen sie deswegen. Aber auch aus diesem Grund kommen Menschen, die in unserer Gesellschaft keine Hoffnung finden, zur Kirche", so Morerod. Dennoch sei es ein Risiko für die Kirche, "sich als alternative Gesellschaft zu isolieren".

Morerod stand bereits von 2016 bis 2018 an der Spitze der Bischofskonferenz. Die Ausgangslage habe sich im Vergleich zu damals stark verändert, die Situation in der Kirche sei damals "etwas weniger turbulent" gewesen, so der Bischof. Er habe zwar kein spezielles Programm, es sei ihm aber ein Anliegen, im Missbrauchsskandal unabhängige Stellen und die Zusammenarbeit mit der Polizei sowie Präventionsschulungen weiter zu fördern. (mtr)