Vier Diözesen wollen gemeinsam ihr Vermögen offenlegen

Offensive der Ostbistümer

Veröffentlicht am 22.07.2015 um 00:01 Uhr – Von Gabriele Höfling – Lesedauer: 
Finanzen

Bonn ‐ Nach dem Finanzskandal in Limburg wollten sich die Bischöfe nicht mehr mangelnde Transparenz vorwerfen lassen. Vier Diözesen haben sich zusammengetan: Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg wollen gemeinsam ihre Vermögensverhältnisse veröffentlichen.

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"Zwar ist der Haushalt auch bisher schon im Amtsblatt veröffentlicht worden. Jetzt wollen wir aber offensiv mit den Zahlen an die Öffentlichkeit gehen – und das ist natürlich eine Lehre aus Limburg", sagt Bettina Braun, Finanzreferentin im Bistum Erfurt. "Schließlich haben wir nichts zu verbergen. Und die Kirchensteuerzahler haben das Recht, zu erfahren, was mit ihrem Geld passiert", so die ausgebildete Diplomkauffrau. "Wir wollen mit der umfassenden Offenlegung der Mittel zeigen, was die Bistümer alles leisten", ergänzt Raphael Schmidt, Pressesprecher in Görlitz.

Und damit es nicht bloß bei abstrakten Tabellen bleibt, wollen die Verantwortlichen die Statistiken greifbar machen. "Wir stellen jeweils konkrete Projekte vor, damit die Zahlen ein Gesicht bekommen", so Schmidt. Und er verrät, dass es in der 44-seitigen Broschüre des Bistums Görlitz zum Beispiel um einen Klinikseelsorger und die Wallfahrtskirche Neuzelle gehen wird – beides wichtige Angebote des Bistums, für die aber Geld gebraucht wird. So wie auch die "Villa Lampe" in Heilbad Heiligenstadt, in der das Bistum gemeinsam mit dem Salesianerorden Jugendsozialarbeit und Erziehungshilfe leistet und etwa Ferienfreizeiten anbietet.

Linktipp: Ostbistümer wollen Vermögensverhältnisse offenlegen

11. Juni 2015: Die Bistümer Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg geben bekannt, dass sie ihre Vermögensverhältnisse für 2014 offenlegen wollen. Damit schaffen sie nicht nur Transparenz, sondern auch Vergleichbarkeit.

Dass sich ausgerechnet diese vier Ostbistümer zusammentun, ist kein Zufall. Schon in anderen Bereichen besteht eine erfolgreiche Zusammenarbeit: Da sei das gemeinsame Priesterseminar, die Kirchenzeitung "Tag des Herrn" und schließlich auch der St. Benno-Verlag, bei dem die Diözesen kooperieren, zählt der Magdeburger Pressesprecher Thomas Lazar auf. Alle vier Bistümer teilen zudem die gemeinsame DDR-Vergangenheit und befinden sich noch heute in einer ausgeprägten Diaspora-Situation. Im Vergleich zu manchem westdeutschen Pendant handelt es sich um kleine Bistümer, sowohl was Katholikenanzahl als auch Geld- und Personalausstattung angeht. Auch flächenmäßig bewegen sich alle vier in der gleichen Größenordnung.

Einheitlich, vergleichbar und modern

Die Idee, jetzt auch auf dem Weg zu transparenten Finanzen Synergieeffekte zu nutzen, kam aus dem Bistum Dresden-Meißen. "Ziel ist, eine möglichst hohe Transparenz und leichte Vergleichbarkeit zu schaffen", erklärte Finanzchef Kyrill von Twickel schon in Juni, als die Aktion offiziell vorgestellt wurde. Auch wenn die Bistümer keine Wirtschaftsunternehmen seien, "werden die Jahresabschlüsse nach den Anforderungen des Handelsgesetzbuchs an große Kapitalgesellschaften erstellt oder zumindest weitgehend daran orientiert", erklärte er. Konkret werden die Bistümer in optisch einheitlich gestalteten Geschäftsberichten jeweils Informationen über ihre Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowohl für das Bistum, den Bischöflichen Stuhl als auch das Domkapitel offenlegen.

Die Bilanzen werden von unabhängigen Wirtschaftsprüfern geprüft und zertifiziert. Ziel der Transparenz-Offensive ist es auch, den Schritt von dem bisherigen Buchhaltungssystem hin zu einem modernen, aussagekräftigerem System zu machen, das mit standardisierten und daher besser vergleichbaren Werten arbeitet.   

Wolfgang Ipolt, der Bischof von Görlitz steht vor einer Straße und einer Häuserzeile.
Bild: ©KNA

Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz, will mit drei weiteren Ostbistümern zusammenarbeiten.

Doch bei einem so großen und komplizierten Gebilde wie einem Bistum gibt es auch Besitzstände, deren Wert gar nicht so einfach zu messen ist. "Genau wie andere Kirchen ist der Erfurter Dom (im Bild) in der Bilanz deswegen mit einem symbolischen Wert von einem Euro beziffert", erklärt Finanzreferentin Braun. Einen genauen monetären Wert zu berechnen, würde bei sakralen Bauten wohl nicht funktionieren, zumal, wenn sie schon mehrere Jahrhunderte alt sind. Schließlich besitzen sie für Gläubige wie für Besucher vor allem einen ideellen Wert. "Solche Bauten instand zu halten, kostet viel Geld. Würde man das unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewerten, müsste man solche Gebäude schließen und verfallen lassen", veranschaulicht Raphael Schmidt aus Görlitz. "Das ist eben nicht wie bei einer Wohnung, die man vermietet und dann den Wert misst, den sie einbringt".

Doch trotz aller Tücken: mit der Veröffentlichung ihrer Zahlen leisten die vier Ostbistümer einen großen Beitrag zum Ziel der Bischofskonferenz, dass bis 2016 jede Diözese jährlich nach anerkannten Standards über den Stand ihres Vermögens informiert. Vorgänge wie in Limburg sollten damit hoffentlich deutlich unwahrscheinlicher geworden sein.

Von Gabriele Höfling