Im Zentrum Berlins: Heiligenfiguren aus dem 15. Jahrhundert entdeckt
Spektakulärer Fund im Herzen Berlins: Am Molkenmarkt hinter dem Roten Rathaus haben Archäologen bei Ausgrabungen vor Kurzem Jahrhunderte alte Heiligenfiguren entdeckt. "Eines der Highlights ist eine elf Zentimeter hohe Statuette der Heiligen Katharina aus weißem Ton", teilte das Landesdenkmalamt Berlin am Montag mit. Die Figur aus der Mitte des 15. Jahrhunderts habe nach mehreren Jahrhunderten im Berliner Boden nahezu unversehrt geborgen werden können.
Die heilige Katharina von Alexandrien ist eine der bekanntesten Heiligen und zählt zu den Vierzehn Nothelfern. Die fein gestaltete Statuette trage in ihren Händen mit einem Schwert und einem Rad die Attribute ihres Martyriums, so das Landesdenkmalamt weiter. Gekrönt sei sie mit einer hohen Zackenkrone als Symbol der göttlichen Vermählung. Außerdem wurde bei den Ausgrabungen den Angaben zufolge eine ebenfalls aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende Madonna mit Jesuskind gefunden. "Die sieben Zentimeter hohe, leider kopflose Statuette aus weißem Ton zeigt die Muttergottes, die in ihrem linken Arm das Christuskind hält und ihm mit der rechten Hand vermutlich einen Apfel reicht", erläuterte die Behörde.
"Einblick in die bürgerliche Frömmigkeit des Spätmittelalters"
"Beide Heiligenfiguren sind für den Berliner Raum – und darüber hinaus – im archäologischen Kontext äußerst selten anzutreffen und bieten einen besonderen Einblick in die bürgerliche Frömmigkeit des Spätmittelalters", so der Abteilungsleiter Bodendenkmalpflege im Landesdenkmalamt, Sebastian Heber.
Darüber hinaus entdeckte das Grabungsteam laut der Behörde ein Depot von mittelalterlichen Keramikstatuetten. Dabei seien Teile von insgesamt 188 weiblichen Figuren mit medaillonförmigen Einfassungen im Brustbereich geborgen worden, die aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammten. Durch naturwissenschaftliche Untersuchungen habe man in den Einfassungen Intarsien aus menschlichen Knochensplittern nachweisen können. Diese Details deuteten darauf hin, dass die Figuren als Reliquiare religiöse Funktionen erfüllt hätten und die wachsende Volksfrömmigkeit dieser Zeit widerspiegelten. "Die hohe Anzahl der Figuren in einem geschlossenen Fundkontext und die erhaltenen Einlagen machen diesen Fund einzigartig", sagte Eberhard Völker, wissenschaftlicher Projektleiter der Grabung am Molkenmarkt. (stz)