Bischöfe korrigieren sich: Opus-Dei-Wallfahrtsort doch kein Heiligtum
Der spanischen Bischofskonferenz ist in ihrem Jahresbericht ein pikanter Fehler unterlaufen: Der Marienwallfahrtsort Torreciudad wurde als Beispiel für eines der den ursprünglichen Angaben zufolge 639 Heiligtümer Spaniens herausgehoben. Anfang der Woche korrigierte die Bischofskonferenz den Bericht und stellte klar, dass es sich bei dem Wallfahrtsort nicht um ein Heiligtum handelt. Das Gotteshaus sei lediglich ein "halböffentliches Oratorium".
Im Zuge der Korrektur wurde die Zahl der spanischen Heiligtümer auf 638 geändert und der Verweis auf die 200.000 Pilger pro Jahr in dem aragonesischen Wallfahrtsort entfernt. Torreciudad sei kein Heiligtum im kirchenrechtlichen Sinn, betonte die Bischofskonferenz. Dazu bedarf es einer Anerkennung durch den Ortsbischof, die Bischofskonferenz oder den Heiligen Stuhl. "Die Verwendung des Begriffs 'Heiligtum' in seiner traditionellen und volkstümlichen Bedeutung kann nicht als kanonische Qualifikation verstanden werden", heißt es in der Erklärung der spanischen Bischofskonferenz mit Bedauern für möglicherweise entstandene Missverständnisse und Verwirrung.
Päpstlicher Sonderkommissar ernannt
Um die Verwaltung des Wallfahrtsortes gibt es Streit zwischen dem Opus Dei und der Diözese Barbastro-Monzón. Seit seiner Errichtung wurde der Wallfahrtsort von Opus-Dei-Priestern geleitet. Im vergangenen Jahr ernannte der Bischof von Barbastro-Monzón erstmals einen Diözesanpriester als Wallfahrtsrektor, obwohl das Opus Dei die Kirche als ihren Wallfahrtsort betrachtet. Im Oktober griff Papst Franziskus in den Streit ein und ernannte Erzbischof Alejandro Arellano Cedillo, den Dekan des Kirchengerichts Rota Romana, zum Päpstlichen Sonderkommissar für die Basilika von Torreciudad und die dazugehörigen Anlagen.
Der Marienwallfahrtsort Torreciudad in Aragonien im Nordosten Spaniens geht auf eine Einsiedelei aus dem 11. Jahrhundert zurück, in der das Bildnis Unserer Lieben Frau von den Engeln verehrt wird. In den 1960er-Jahren beschloss Opus Dei-Gründer Josemaria Escrivá, dort eine neue Kirche zu errichten und den Ort zu einer großen Wallfahrtsstätte des Opus Dei auszubauen. Der Gründer der Vereinigung hatte eine enge Beziehung zum Marienbildnis von Torreciudad: Als Zweijähriger pilgerten seine Eltern mit ihm zur dortigen Gottesmutter, um ihre Dankbarkeit über eine überstandene Krankheit des Sohnes auszudrücken. 1975 wurde die Kirche eingeweiht, die mittels zahlreicher Spenden von Angehörigen des Opus Dei gebaut wurde. Torreciudad gilt als ein spirituelles Zentrum der Personalprälatur und empfängt jährlich etwa 200.000 Pilger. Zusammen mit den Marienwallfahrtsorten Saragossa, Montserrat (beide Spanien), Meritxell (Andorra) und Lourdes (Frankreich) bildet Torreciudad die "Ruta Mariana". (fxn)