Kardinal Marx: Mit schwächerem Christentum fehlt Gesellschaft etwas
Ende März 2025 erscheint ein neues Buch des Münchner Kardinals Reinhard Marx. Es heißt "Kult. Warum die Zukunft des Christentums uns alle betrifft", wie Marx am Freitag im Münchner Presseclub ankündigte. Bei der geplanten Vorstellung des Werks werde der Soziologe Hartmut Rosa dabei sein. Denn bei dessen Fachkollegen, aber auch bei Philosophen und Politologen werde die Ahnung größer, dass vielleicht etwas fehlen würde, wenn das Christentum in der Gesellschaft zunehmend schwächer werde. Das Buch wird laut Marx vom Kösel-Verlag herausgebracht.
Ganz verzichten wollten die Menschen doch nicht aufs Christentum, führte Marx aus. Denn man könne nicht sehen, was an dessen Stelle treten könnte, "außer ein paar abergläubische Verschwörungstheoretiker und andere Verrückte, die uns etwas von der Welt erklären wollen". So hätten alte Theologen früher immer gesagt, wo der Glaube zurückgehe, wachse der Aberglaube.
Christentum als Unterbrechung
Dabei gehe es nicht darum, das Christentum als Moralproduzenten zu sehen, sagte der Kardinal. Das sei etwas, "was uns in Schwierigkeiten gebracht hat, wenn man es darauf reduziert". Vielmehr sollte das Christentum als Unterbrechung betrachtet werden, etwa am Beispiel des Sonntags. Denn der Gottesdienst sei der zentrale Punkt. "Wenn dieser verschwindet, dann ist das Christentum am Ende." Der Gottesdienst sei kein Theaterstück, sondern dabei berührten sich Himmel und Erde.
Marx erinnerte an ein Gespräch von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz mit Grünen-Politikern vor weit über 25 Jahren, an dem er beteiligt gewesen sei. Damals habe ihm die spätere Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Antje Vollmer, gesagt, sie mache sich Sorgen darüber, dass die reflektierte Religion des Christentums in Deutschland verschwinde. Es gehe nicht um ein paar Rituale oder schöne Gefühle, sondern um eine Reflexion des Evangeliums, die wesentlichen Einfluss habe auf das Zusammenleben in der hiesigen Kultur. Deshalb habe er sich auch für den "sicher etwas komischen Titel 'Kult'" als Eyecatcher entschieden, so der Kardinal. (KNA)