Nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt

Gedenkgottesdienst in Magdeburg – Trauer und Ratlosigkeit

Veröffentlicht am 22.12.2024 um 09:36 Uhr – Lesedauer: 

Magdeburg ‐ Traurig, entsetzt, ratlos – so fühlen sich viele Menschen am Tag nach dem unfassbaren Anschlag von Magdeburg mit Toten und Verletzten. In einem Gedenkgottesdienst versuchen Kirchenvertreter, das Unsagbare in Worte zu fassen.

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Mehrere hundert Menschen haben am Samstagabend im Magdeburger Dom der Opfer des Anschlags gedacht. "Traurig und wütend, ratlos und ängstlich, unsicher und verzweifelt, sprach- und fassungslos und tief betroffen lässt uns der brutale Anschlag vom gestrigen Abend zurück. Mit Gefühlen, die sich nicht greifen lassen, sind wir heute Abend hier im Dom", sagte Bischof Gerhard Feige zum Auftakt des Gottesdienstes.

Daran nahmen neben verletzten Opfern, Angehörigen und Rettungskräften auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) teil. Hunderte Menschen verfolgten zudem auf dem Domplatz bei Kälte und Regen den Gottesdienst via Leinwand-Übertragung.

Feige betonte weiter: "Gemeinsam sind wir heute Abend hier, um uns gegenseitig Halt zu geben, um auszuhalten, was nicht zu begreifen ist. Gemeinsam sind wir hier, weil wir Hass und Gewalt nicht das letzte Wort lassen." Gemeinsam stehe man an der Seite derer, die um einen Menschen trauerten, Angst um verletzte Angehörige hätten oder am Freitag auf dem Weihnachtsmarkt waren und noch unter Schock stünden und das Gesehene und Geschehene noch verarbeiten müssten.

Kirchenglocken läuten

Um 19:04 Uhr, exakt 24 Stunden nach der Tat am Vortag, läuteten alle Kirchenglocken der Stadt. Der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer sagte in seiner Predigt: "Wir sind erschüttert und fragen uns: Gibt es noch einen sicheren Ort, einen Friedensort?" Gewalttäter setzten sich auf "den Thron der Aufmerksamkeit", so Kramer weiter: "Lasst uns diesem Gewalttäter keinen Raum geben."

Bild: ©picture alliance/ASSOCIATED PRESS/Ebrahim Noroozi

Bei dem Anschlag starben bislang fünf Menschen, über 200 wurden verletzt, viele schwer.

Trotz aller Ohnmacht, Verzweiflung und Wut, die man angesichts der Tat verspüre, sei eines wichtig: "Wir werden dem Gewalttäter nicht unseren Hass geben, sondern wir bleiben bei dem, was Frieden und Zusammenhalt gibt."

Der sächsische Landesbischof und stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Tobias Bilz, sagte im Gottesdienst: "Wir werden in wenigen Tagen Weihnachten feiern. Es ist das Fest des Friedensschlusses zwischen Gott und den Menschen. Und genau in diesem Geist werden wir auch dieses Jahr Weihnachten feiern."

Bei dem Anschlag starben bislang fünf Menschen, über 200 wurden verletzt, viele schwer. Ein seit 2006 in Deutschland lebender und in Sachsen-Anhalt arbeitender Arzt aus Saudi-Arabien war mit einem Auto in den Weihnachtsmarkt der Magdeburger Altstadt gefahren. Erste Spekulationen über mögliche islamistische Hintergründe der Tat werden inzwischen als unwahrscheinlich bezeichnet. (KNA)