Bedenkliche Perspektive der Hoffnungslosigkeit

Erzbischof Gössl: Kinderverzicht bringt Gesellschaftsprobleme

Veröffentlicht am 22.12.2024 um 11:01 Uhr – Lesedauer: 

Bamberg ‐ Viele junge Menschen wollen wegen all der Krisen in der Welt keine Kinder in diese setzen, wie der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl meint. Das hat ihm zufolge gravierende Folgen für die ganze Gesellschaft und die Kirche.

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Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl sieht durch den Verzicht auf Kinder Probleme auf die Gesellschaft zukommen. "Viele junge Menschen erklären heute, dass sie es nicht verantworten könnten, Kinder zur Welt zu bringen; jedenfalls nicht in diese Welt mit all ihren Problemen, angefangen von der Dramatik des Klimawandels bis hin zur Bedrohung durch Kriege, Gewalt und Hunger und mit all den wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten", schreibt Gössl in einem am Wochenende veröffentlichten Hirtenbrief. Ihm stehe es am wenigsten zu, diese Überlegungen zu kritisieren. Jedoch hätten sie gesellschaftspolitische Folgen.

Gössl erklärt: "Die jungen Menschen mit ihren Ideen und mit ihrer Energie fehlen schon heute in allen möglichen Bereichen der Arbeitswelt, der gesellschaftlichen Gruppen und natürlich auch der Kirche. Und die weniger werdenden jungen Erwachsenen blicken mit zunehmender Sorge auf die Erwartungen der älteren Menschen, denen sie sich nicht gewachsen und von denen sie sich überfordert fühlen. Vor allem aber meine ich hinter dieser Entwicklung eine Perspektive der Hoffnungslosigkeit zu erkennen, die sehr bedenklich ist."

Der Erzbischof führt aus: "Wir alle sind mitverantwortlich dafür, dass sich durch unser Denken, Reden und Tun Hoffnung und Zuversicht verbreiten und wir nicht in einem Strudel der Aussichtslosigkeit versinken. Das gilt für die Entscheidungsträger in der Politik genauso wie für die Medienverantwortlichen und natürlich auch für die Art und Weise, wie wir alle miteinander sprechen und umgehen."

Welt bleibe immer unvollkommen

Hoffnung habe ihr Fundament nicht in dieser Welt, die immer unvollkommen bleibe, ergänzt Gössl. "Vor allem muss sie nicht all das Negative, Traurige und Schreckliche ausblenden, das uns ständig begegnet." Und weiter: "Für uns Christen liegt die Wurzel der Hoffnung nicht irgendwo im Transzendenten, sondern in Gott selbst."

Gössl appelliert an die Gläubigen, sich zu fragen: "Was bedeutet die Menschwerdung Gottes für mich? Wer ist Jesus Christus für mich? Ist die Beziehung zu ihm der Grund meiner Hoffnung?" Die Begegnung mit Jesus Christus könne Freude und Hoffnung schenken. Daher solle man nach Orten der Begegnung mit ihm suchen. Das könnten Gotteshäuser ebenso sein wie Caritas-Einrichtungen, Schulen, Glaubensgespräche und die Sakramente. (KNA)