"Für mich als Pfarrer heißt das, dass ich nicht erwarten darf..."

Schießler: Weihnachten kommen Leute, die von nichts Ahnung haben

Veröffentlicht am 23.12.2024 um 09:50 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Er ist einer der bekanntesten Priester Deutschlands: Rainer Maria Schießler. An Weihnachten rechnet der Münchner Pfarrer mit vielen Unwissenden im Gottesdienst – und sagt, was das für ihn bedeutet.

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Rainer Maria Schießler (64), Münchner Stadtpfarrer und einer der bekanntesten katholischen Priester Deutschlands, erwartet zu Weihnachten ein besonderes Publikum in der Kirche. "Ich weiß, dass viele Menschen nur an Weihnachten in die Kirche kommen – und das ist keine Kritik, das ist in Ordnung", sagte Schießler der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). "Für mich als Pfarrer heißt das aber, dass ich nicht erwarten darf, dass jeder predigterfahren ist. Oder dass da eine eingespielte Truppe vor mir sitzt. An Weihnachten sind Leute im Gottesdienst, die – auf Deutsch gesagt – von nichts eine Ahnung haben." Es gehe etwa darum, wann man sitze, stehe und knie.

Dennoch sollten diese Menschen erfahren, dass sie willkommen seien, betonte Schießler. "Alle sollen sich wohlfühlen. Übrigens haben wir bei uns in der Kirche keine Bänke mehr, sondern nur noch Stühle." Damit erübrige sich das Auf und Ab. "Bei uns ist's eigentlich wie im Theater, mit den Höhepunkten Frohe Botschaft und Vaterunser." Als Pfarrer müsse man auch in gewisser Weise ein Schauspieler sein: "Du repräsentierst Christus, du leihst ihm deine Stimme, deine Mimik, deinen Körper, du leihst ihm alles."

"Du musst geil aufs Predigen sein"

Weiter sagte Schießler: "Du musst geil aufs Predigen sein. Das bin ich." Manchmal habe er Momente, in denen er wisse: "Ich geh in die Kirch und es wird der Hammer. Ich rock die jetzt alle! Das ist Verkündigungstestosteron."

Schießler äußerte sich auch zum Bundestagswahlkampf: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass nach dem Bruch der Ampel die drei bisher prägenden Politiker – Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner – wieder zur Wahl stehen. Man kann doch nicht sagen: Ich hab den Karren in den Dreck gefahren, aber jetzt wählt mich bitteschön!" (KNA)