Erzbischof Justin Welby hat Amt niedergelegt

Anglikaner ohne Führung – Ex-Geheimdienstchef sucht neuen Erzbischof

Veröffentlicht am 07.01.2025 um 10:48 Uhr – Lesedauer: 

London ‐ Der Ex-Chef des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5 wird über den künftigen Erzbischof von Canterbury entscheiden. Er leitet die Crown Commission, die mit der Suche betraut ist. Der Posten ist seit Dienstag vakant.

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Der wegen Missbrauchsvertuschung zurückgetretene Erzbischof von Canterbury, geistliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche, hat sein Amt niedergelegt. Der 69-jährige Justin Welby (Foto oben) hatte bereits im November nach Bekanntwerden des Skandals seinen Rücktritt angekündigt, die Amtsgeschäfte zunächst jedoch weitergeführt. Um Mitternacht endete nun nach rund zwölf Jahren seine Amtszeit. Vorübergehend soll der Erzbischof von York, Stephen Cottrell, die Aufgaben Welbys übernehmen.

Bis zur Wahl eines Nachfolgers können Monate vergehen. Der Auswahlprozess liegt in den Händen der Crown Nominations Commission, einer Kommission, die aus 16 stimmberechtigten Mitgliedern besteht. Sie wird einen Top-Kandidaten auswählen sowie einen zweiten, der ebenfalls geeignet sein würde. Zum Leiter der Kommission wurde Mitte Dezember der frühere Chef des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, Jonathan Douglas Evans, bestimmt.

Welby hatte im November angekündigt, sein Amt niederzulegen. Er trage persönlich und institutionell die Verantwortung für Fehler der vergangenen Jahre. Zuvor war er durch einen neuen Untersuchungsbericht schwer belastet worden. Demnach wusste Welby seit 2013 über den jahrzehntelangen Missbrauch durch einen Helfer in kirchlichen Jugendcamps Bescheid. Dennoch sei nichts unternommen worden, um zur Aufklärung beizutragen. (KNA)