Erzbischof Lackner: Spreche Schönborn noch immer mit "Eminenz" an
Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, hat zugegeben, dass er den Wiener Kardinal Christoph Schönborn noch immer mit dessen protokollarischer Anrede anspricht. "Obgleich wir uns aber nun schon lange kennen, spreche ich ihn immer wieder gerne mit jenem Titel an, den Amt und Tradition ihm zugestehen – es ist etwas an ihm, das ich 'Eminenz' nennen will", schreibt Lackner in einem Beitrag für die Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" (aktuelle Sonderausgabe). "Er kann auf ein langes und erfülltes – und gewiss für ihn auch erfüllendes – Wirken zurückblicken, nun da er seinen Abschied als Erzbischof von Wien nimmt."
Schönborn, seit 1995 Erzbischof von Wien, wird am 22. Januar 80 Jahre alt. Die eigentliche Altersgrenze für Diözesanbischöfe von 75 Jahren hat der Kardinal längst überschritten. Das 2019 gemäß Kirchenrecht eingereichte Rücktrittsgesuch nahm Papst Franziskus nicht an und beließ ihn bis auf Weiteres in seinem Amt. Für den 18. Januar ist ein feierlicher Gottesdienst im Wiener Stephansdom angekündigt, in dem Schönborn als Erzbischof verabschiedet werden soll.
Österreich auf weltkirchlicher Ebene gut vertreten
In seinem Beitrag würdigte Lackner Schönborn als "eine prägende Figur der jüngeren österreichischen Kirchengeschichte". "Alle Weichenstellungen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert hat er mitgestaltet und mitbegleitet", so der Salzburger Erzbischof. Als Sekretär der Katechismuskommission sei er direkt an der Neufassung des Weltkatechismus beteiligt gewesen und habe bei der Familiensynode in Rom (2015) das "Prinzip der Gradualität zur Bewertung von moralischen Fragestellungen" bekräftigt. "Österreich wurde durch ihn auf weltkirchlicher Ebene gut vertreten und wird es in seinen kommenden Aufgaben auch bleiben."
Ein besonderes Anliegen Schönborns seien Mission und Neuevangelisierung gewesen. "Sein Herz schlägt als Dominikaner freilich für das Verkündigen; sein franziskanischer Anteil – so erlaube ich mir zu sagen – ist aber besonders auch den Armen zugetan", schreibt Lackner. Das menschenfreundliche Antlitz Gottes sei auch in Schönborns Wirken sichtbar geblieben. Als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz sei es ihm gelungen, "den Kurs durch alle Wirren hindurch" zu halten. "Der Kardinal hat dabei nichts verschwiegen, er stand und steht auch zu den Versäumnissen, besonders in Bezug auf den Missbrauch durch Vertreter der Kirche, den er entschieden aufarbeiten ließ." Lackner sprach Schönborn in Namen "der Kirche Österreichs und meiner selbst den tiefsten und herzlichsten Dank" aus. (cbr)